Marcion

Aus Spiritwiki

Markion oder Marcion (* 85 in Sinope in Pontus; † 160) war ein Vertreter eines "christlichen Gnostizismus" .

Biografie

Markion wurde im Jahre 85 in Sinope in Paphlagonien geboren. Er besaß dort später eine Reederei und war sehr vermögend. In seiner Heimatstadt geriet er mit der Christengemeinde in Konflikt. Im Jahre 140 kam Markion nach Rom, wo er der Christengemeinde beitrat und sie finanziell unterstützte. In Rom hatte er allerdings Kontakt mit dem syrischen Gnostiker Kerdon, von dem er die Deutung des alttestamentlichen Schöpfergottes übernahm. Diese Lehren wurde allerdings von den Christen in Rom nicht geteilt, wodurch es 144 zum völligen Bruch kam.

Markion gründete daraufhin eine eigene Gemeinde und sammelte Anhänger um sich, der sich sogar Bischöfe und Priester anschlossen. Dadurch war die Verwirrnis sehr groß, und etliche Christen traten ohne große Probleme über. Seine Lehre verbreitete sich bis nach Ägypten und Persien. Verschiedene kirchliche Schriftsteller wie Justin und Tertullian verfassten daraufhin Schriften gegen Markions Lehren.
Im Jahre 160 starb Markion. Noch Jahrzehnte später bekämpfte die Kirche seine Irrlehren, da diese in manchen Gebieten sogar mehr Anhänger hatte als das Christentum selbst.

Lehren

Marcion sah den Gott des Alten Testaments als einen Demiurgen und strengen Gott der Gerechtigkeit und des Gesetzes(Halacha), dem Güte und Liebe fremd sind. Als Zeugen für seine Lehre wollte Markion den heiligen Paulus bemühen. Allerdings wurden auch laut Markion in den Paulus-Briefen und im Lukas-Evangelium Zusätze angebracht, die das ganze verfälschten.

Christus

Christus galt bei Marcion nicht als der vorausgesagte Messias des Schöpfergottes, sondern als ein göttliches Wesen mit einem Scheinleib, der vom guten, unbekannten Gott als dessen Sohn herabgesandt worden war. Er opferte in größter Güte sein Leben durch den Kreuzestod, um damit die in der Schöpfung des Schöpfergottes an Gesetz und Sünde gefesselten Menschen durch seine Gnade und Liebe davon zu befreien.

Jesus Christus sei nicht geboren worden sondern im 15. Jahr des Tiberius vom Himmel her erschienen.
Nach dem Bischof Irenaeus der römischen Provinz Gallia Lugdunensis, sei er von dort direkt in hominis forma erschienen.
Nach dem Zeugnis des Tertullian war er nur per imaginem substantiae humanae. Jesus Christus habe überhaupt keinen Körper gehabt, er sei ein phantasma carnis gewesen.
Folglich bestritt Marcion auch die Passion des Nazareners. Weil der Erlöser kein wirklicher fleischlicher Mensch gewesen sei, also keinen „sarkischen Leib“ besessen habe, konnte er nicht wirklich gekreuzigt, gestorben, begraben und auferstanden sein. Daher gab es keine leibliche „Auferstehung“ des „Toten“. Für Marcion hatte dies auch Einfluss auf das Ritual der Eucharistie, denn das hoc est corpus meum (Das ist mein Leib) wurde zu einem figura corporis mei (das ist die Form). Als Elemente für das Abendmahl seien bei Marcion Brot und Wasser verwendet worden.

Marcion verwarf die damals altkirchlich vorherrschende allegorische Exegese oder gleichnishafte Auslegung der Schriften des Alten Testaments. Er wollte durch das Wörtlichnehmen einzelner Textstellen das Alte Testament als Zeugnis des schlechten Schöpfergottes in Gegenüberstellung zu seiner christlichen Evangeliumssammlung als Zeugnis des fremden und guten Gottes des Evangeliums charakterisieren.

Hier fehlte Marcion wie auch Paulus und anderen die Einweihung in die tiefere Bedeutung der Genesis und des Exodus u.a.[1].

Der Mensch erlangt nach Marcion Erlösung durch Glauben und nicht wie in den gnostischen Systemen durch Erkenntnis und Wissen. Allerdings stand er damit in Konflikt zu Paulus, der von der Transformation durch die Kraft Christi sprach : Paulus, Römer 8,7-14 ff [2]:

  • 10. Wenn Christus in euch wirkt, dann seid ihr zwar wegen eurer Sünde dem Tod verfallen, aber weil Gott euch angenommen hat, schenkt sein Geist euch das Leben.
  • 11. Denn wenn der Geist dessen in euch lebt, der Jesus vom Tod erweckt hat, dann wird Gott auch durch den Geist in euch den Körper, der dem Tod verfallen ist, lebendig machen.
  • 12. Brüder, wir stehen also nicht mehr unter dem Zwang, unserer menschlichen Natur zu folgen.
  • 13. Wenn ihr nach eurem eigenen Willen lebt, werdet ihr sterben. Leben werdet ihr nur, wenn ihr den Geist Gottes in euch wirken lasst, damit er euren selbstsüchtigen Willen ertötet.
  • 14. Alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen, sind Gottes Kinder....

Literatur

  • Barbara Aland: Marcion und die Marcioniten. In: Barbara Aland: Was ist Gnosis? Mohr Siebeck, Tübingen 2009, S. 330-332. Erstmals erschienen in Theologische Realenzyklopädie. Band 22, Walter de Gruyter Verlag, Berlin/New York 1992, S. 89–101.
  • Barbara Aland: Marcion/Marcioniten (ca. 85–160). In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 22, de Gruyter, Berlin/New York 1992, ISBN 3-11-013463-2, S. 89–101 (hier S. 92).
  • Wolf-Dieter Hauschild, Volker Henning Drecoll: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte. Band 1. Alte Kirche und Mittelalter. 5., vollständig überarbeitete Neuausgabe. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, S. 146, S. 147–148.
  • Hans Leisegang: Die Gnosis. A. Kröner, Leipzig 1924 (2. Auflage 1936; 5. Auflage, Stuttgart 1985), ISBN 3-520-03205-8, S. 271–280.
  • Tertullian: Adversus Marcionem IV 42,7
  • Tertullian: De carne Christi 5,2 f.9
  • Irenäus von Lyon (130-202): Adversus haereses- Gegen die Häresien . I 27,3
  • Epiphanios von Salamis: Πανάριον. (oder Panarion) (Pan. XLII 3,3)

Referenzen

Weblinks