Krama

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Das Krama oder Kālīkula ist eine Śākta - Hauptschule des kashmirischen Shivaismus, die zwischen dem 7. und 10. Jahrhundert blühte. Sie lehrt eine stufenweise Entwicklung.

Historie

Auch wenn die Krama-Schule ein integraler Teil des Kaschmir-Shivaismus ist, ist sie doch sowohl philosophisch als auch historisch ein unabhängiges System.[1]. Das Krama sieht sich als seit Anfang des Kali-Yuga bestehend und als seinen Gründer den Weisen Durvasa, es wurde aber gegen Ende des siebten Jahrhunderts in Kashmir von Erakanatha (Shivanandanath) neu etabliert.
Dieser hatte drei weibliche Hauptschüler namens Keyuravati, Madanika und Kalyanika. Er ist auch als Jñānanetra-nātha (ca. 850 A.D.) bekannt und war ein Schüler der Göttin Maṅgalā[2] (oder Makāradevī) und Author der Kalika-Strota[3]. Seine offizielle Abstammungslinie erstreckt sich über zweieinhalb Jahrhunderte bis hinunter nach Someśvara (ca. 12. Jh. n. Chr.).
Jñānanetra, seine Schülerin Keyūrvatī und Hrasvanātha sind die Svabodhadayamañjarī, die einzigen drei Krama-Gurus, die dem Orden der menschlichen Meister (mānavaughaḥ) angehören, wobei die anderen gehören dem 'Orden der Jünger (śiṣyaughaḥ) angehören.
Durch ihn entstand die Tradition, die Göttin mit Stotras zu preisen, wie mit seiner Kālikāstotra (Hymne an Kālī), die einige Bjias enthält.
Deren Schüler Eraka verfasste später die Kramastotra. Desser Schüler Hrasvanātha (auch bekannt als Vāmandatta, Vīravāmaṇaka, Vāmanavīra und Vīranātha; frühes 10. Jh.) verfasste das Svabodhadayamañjarī (Das Aufblühen des eigenen Erwachens) und das Dvayasaṃpattivārtika (Erfüllung durch Dualität).

Lehre

Krama ist bedeutungsvoll als eine Synthese von Tantra und shaktischer Traditionen auf der Basis des shivaitischen Monismusses, als ein tantrisches und an der Shakti orientiertes System [4] mit mystizistischem Einschlag[5].

Es ähnelt in mancher Hinsicht dem Spanda, da sich beide auf die Aktivität der Shakti konzentrieren, und sie haben auch ähnlich wie das Kaula einen tantrischen Ansatz. Innerhalb der Familie des Kaschmir-Shivaismus unterscheidet sich die Pratyabhijña - Schule am meisten vom Krama.[6]

Das ausgeprägteste Charakteristikum des Krama ist seine monistisch-dualistische (bhedabhedopaya) Disziplin in den Vorstufen der spirituellen Verwirklichung.[7] , auch wenn der Kaschmir-Shivaismus ein idealistisch-monistisches System ist. So soll das Krama-System dualistische und nichtdualistische Methoden anwenden, aber in der zugrundeliegenden Philosophie nicht-dualistisch bleiben[8]. Das Ziel ist ein zeitloser, raumloser und formloser göttlicher Bewusstseinszustand.

Schriften

Vorrangige Schriften des Krama waren Kālīkulapañcaśaka[9], Devīdvyardhaśatikā, Kālīku-lakramasadbhāva und das Jayadrathayāmala - Tantra(Tantrarājabhaṭṭāraka - König der Tantras), ein im 10ten Jhd. entstandener nördlicher Übertragungstext des Kāpālika - Kults, in dem Kali als transzendentes Absolutes verehrt wird, neben dem Kramapūjana, Kramarahasya, Devīpañcaśatikā, Kalikula, Mādhavakula und dem Śrīkulakramodaya.

Weniger bekannte Krama - Manuskripte sind Svabodhodaya-mañjarī von Hrasvanātha, Dvaya-saṃpatti-vārtika (Bodhavilāsa) von Hrasvanātha, Bhāvopahāra-Stotra von Cakrapāṇinātha, Mahānāya-prakāśa von Śitikaṇṭha, Citta-saṃtoṣa-triṃśikā von Nāga, Paramārcana-triṃśika von Nāga, Paramādvaya-dvādaśikā von Ramyadeva, Jñāna-kriyādvaya-śataka von Sillana, Svātmopalabdhi-śataka von Sillana, Mahārthamañjarī von Maheśvarānanda und das Kramadīpikā.

Sadhana

Der Ausdruck 'Krama' bedeutet 'Fortschritt', 'Abstufung' oder 'Abfolge' in der Bedeutung von 'spiritueller Abstufung'[10] oder auch 'stufenweise Verbesserung des geistigen Prozesses' (vikalpa)[11], oder 'abgestufte Entfaltung auf höchsten Niveau', im höchsten Bewusstseins (Cit)[12] im Sinne der höheren Stufen des Ashtanga-Yoga. Krama ist als ein innerer Prozess der Selbstverwirklichung zu verstehen. Der Gläubige erlangt durch seine Identität mit der Göttin die Kräfte des Bewusstseins (Shakti-cidrūpiṇī).

Das Krama hat eine positive erkenntnistheoretische Basis, mit dem Ziel einer Synthese von Freude (bhoga) und Erleuchtung (Moksha).

Es lehrt einen mit dem Ashtanga Yoga vergleichbaren Stufenpfad, der die ersten drei Stufen des Ashtanga Yoga voraussetzt. Es werden u.a. Atem- und Meditationsübungen praktiziert. Der Fünfstern ist ein zentrales Symbol.

Fünfstern

Rituale dieser Tradition wurden als Geheimlehre (kulārtha) geheim (Rahasya-vidhy) gehalten und nur Eingeweihten enthüllt.

Das Aufsteigen der prana kundalini wird in diesem System ebenfalls beschrieben, weil diese von einem Chakra zum nächsten hochsteigt und damit von einem Zustand zum nächsten. Als aufeinanderfolgender Prozess stellt es die Sichtweise des Krama dar.

Es setzt die höchste schöpferische Energie von Siva voraus und einen bestimmten Aspekt der Shakti, der im Zusammenhang mit Aufeinanderfolge und Zeit ist, die nichts anderes als die große kosmische Macht der Zeit und Ewigkeit ist, die weibliche Gefährtin Kālī Sankarṣaṇī mit ihren 12 Aspekten, die auch als Para-Bhairava angesehen wird. Die Hauptgöttin des Trika ist Malini.

Kali

Das Krama - System ist primär mit Shaktopaya und den 12 Kalis befasst, die als die 12 Bewegungen irgendeiner Wahrnehmung angesehen werden :

  • Sanghāra Kālī, auf der Stufe der Sanghāra Kālī entsteht die Erfahrung : "Das Objekt ist nicht anders als ich"
  • Sŗsţi Kālī, die Vorstellung der schöpferischen Kraft in Bezug auf das Objekt
  • Rakta Kālī, die Vorstellung von der Macht der Wartung der objektiven Welt durch die fünf Sinne
  • Sthitināśa Kālī, die Macht der sanghāra oder des Rückzugs von der objektiven Welt
  • Yama Kālī, die anākhyā oder undefinierbare Macht in Bezug auf objektive Erfahrung
  • Mŗtyukālī, sie verschlingt sogar Restspuren von der Idee über die Rücknahme der objektiven Welt
  • Bhadrakālī, Verwitterung verschiedener Objekte und die Auflösung der verschiedenen Formen wieder in ihre wesentliche Natur
  • MārtaņDakālī, Auflösung der 12 Sinne in das ahangkāra(Ahamkara, Ich, Persönlichkeit) in einem solchen Ausmaß, dass sie unbenennbar werden
  • Paramārkakālī, das Auftreten des begrenzten Subjektes durch das Verschmelzen der ahangkāra(Persönlichkeit) in Ihre kreative Kraft
  • Kālāgnirudrakālī, sie lässt das begrenzte Selbst im universellen Selbst ruhen
  • Mahākālī, sie enthält in sich alles einschliesslich der Zeit
  • Mahākālakālī, die Auflösung jenes Ichs, welches als Gegensatz zu jenem "vollkommenen Ich" positioniert ist, das frei von jedem Bezug zur Objektivität ist; Rückzug in Bezug auf das begrenzte Subjekt
  • MahābhairavaghoracaņDakālī(Maha-bhairava-ghora-canda Kali), das Subjekt, das Objekt, die Mittel des Wissens und das Wissen werden alle in das Ich-Bewusstsein aufgelöst.

Manthāna Bhairava ist der höchste Rastplatz aller.

Swami Lakshmanjoo sieht Kalasankarshini als höchste Kali, die die Rollen von Sristi Kali, Rakta Kali, Sthitinasha Kali, Yama Kali, Samhara Kali, Mrityu Kali, Rudra Kali, Martanda Kali, Paramarka Kali, Kalagnirudra Kali, Mahakala Kali und Maha-bhairava-ghora-canda Kali annimmt.

Das Kramasadbhāva schreibt siebzehn Kalis der Anbetung in Anākhyacakra vor. Andere Quellen weisen in der Regel dreizehn auf. Im Kramastotra sind es zwölf.

Im Śrīsārdhaśatika (zitiert in Tantraloka, Band III, S. 161[13]) werden dreizehn Kalis in folgender Reihenfolge aufgeführt: 1. Sṛṣṭi; 2. Sthiti; 3. Samhara; 4. Rakta; 5. Svakālī; 6. Yamakālī; 7. Mṛtyu; 8. Rudra; 9. Paramārka; 10. Martanda; 11. Kālāgnirudra; 12. Mahakali Mahābhairavavacaṇḍograghorakālī und 13 in der Mitte liegen. [14]

Die Tantrarājabhaṭṭārka (zitiert in Tantroloka, Bd. III, S. 189) listet auch dreizehn Kalis auf.

Abhinavagupta folgt dem Kramastotra, zu dem er einen Kommentar namens Kramakeli schrieb (Tantraloka 4 / 148-170): 1. Sṛṣṭi 2. Rakta 3. Sthitināśa 4. Yama 5. Samhara 6. Mṛtyu 7. Bhadra 8. Martanda 9. Paramārka 10. Kālāgnirudra 11. Mahākālakālī 12. Mahābhairavavacaṇḍograghorakālī[15].

Die Namen der zwölf Sonnen, die als Aspekte des Lichts Kalis (Prabhākālī) erscheinen, werden in den Kaulikāgamas geheim gehalten. Eine Zusammenstellung verschiedener Schriften ergibt folgende Namen: Kālī der Schöpfung (Sṛṣṭikālī), Kālī der Persistenz (Sthitikālī), Kālī der Zerstörung (Saṃhārakālī), Kālī der Passion (Raktakālī), wohlwollende Kālī (Sukālī), kontrollierende Kālī (Yamakālī), Kālī des Todes (Mṛtyukālī), günstige Kālī (Bhadrakali), Kālī als höchste Sonne (Mahāmārtaṇḍakālī), schreckliche Kālī (Rudrakālī) und die große Kālī (Mahakali). Kumari wird in der Mitte des Kreises dieser zwölf Mächte verehrt.

Biṃbāmbikā Krama

Im Biṃbāmbikā Krama werden neun Formen von Durga verehrt : Vanadurgā, Shūlinī Durgā, Dīpadurgā, Atidurgā, Shabarī Durgā, Shānti durgā, Jvaladurgā, Lavaṇadurgā und āsurī Durgā[16].

Aham

Im kashmirischen Shivaismus hat das Ich eine andere Position als im Hinduismus:

  • Paramshiva : Prakasha (Pralaya, Ruhe) und abwechselnd Vimarsha (reines nicht selbst-bezogenes "Ich"-Bewusstsein)
  • Shiva : göttliche Ichheit (Das geoffenbarte Sein)
  • Para-Shakti : göttliches Ich-Bewusstsein
  • Sadashiva : Ich in Allem (göttliche Alleinheit)
  • Ishvara : Dies in meinem Ich(in mir) - göttlicher Schöpfer
  • Sadvidya : Ich in Diesem - Dieses in diesem
Das höchste Herz(hrdayam)

Daher existiert die Aham - Herzensmeditation als das höchste Herz(hrdayam) von Shiva.

Aham ist identisch mit mātrkā, dem Rad der fonemischen Energien, der essenziellen Natur aller Kategorien aller 36 Tattvas. Aham ist der letzte Ruheplatz, der Wohnsitz, die Behausung aller Wesen, das Behältnis der Welt, in das sich die Schöpfung einmal wieder auflösen wird. Aham spiegelt sich als persönliches unreines "Ich" zusammen mit Mahat im Bereich des 'Antaḥkaraṇa' unterhalb der Shuddhashuddha - Tattvas wieder. [17].

Aham kann auch triadisch definiert werden als : A = abedha (Nicht-Differenzierung), HA = bheda (Differenzierung) and M = bhedābheda (Differenzierung - Nicht-Differenzierung).

Umgekehrt wird MAHA, das Spiegelbild oder Komplement von AHAM, aus MA+HA+A gebildet. Es repräsentiert das samhara bīja(Samen der Wiedereinziehung), das als Mantra identisch mit dem spirituellen Entwicklungsprozess ist, in anderen Worten mit der Rückauflösung der Manifestation in das Absolute. In MAHA geht die Shakti(HA) in den Bindu (M) ein, das begrenzte Sein, und vereinigt es wieder mit dem Höchsten (A).[18]

Literatur

  • Krama Tantricism of Kashmir, Band 1, Navjivan Rastogi, Motilal Banarsidass, 1996, ISBN-10: 8120813022 ISBN-13: 978-8120813021
  • Metaphysics and Tantric Esotericism of Krama: An Analytical Exposition - Navjivan Rastogi by Navjivan Rastogi
  • A Trident of Wisdom: Translation of Parātrīśikā-vivaraṇa of Abhinavagupta, Jaideva Singh, Alex Wayman, Philosophy East and West, Vol. 41, No. 2, 1991, University of Hawai'i Press // Motilal Banarsidass, 2003, ISBN-10: 8120804724 ISBN-13: 978-8120804722 // 2005 - ISBN 81-208-0472-4
  • Sri Kramanaya Pradipika, Swami Lakshman Joo, by Ishwar Ashram Trust
  • Light on The Doctrine of Krama (A Translation of Srikramanaya-pradipika of Swami Lakshmanjoo) - Author: Arijoy Bhattacharya, Publisher: INDICA BOOKS, Language: English, Edition: 2019, ISBN: 9789381120187
  • Introduction into the Krama lineage
  • Ciñcinīmatasārasamuccaya (CMSS). Herausgegeben von Mark Dyczkowski. Muktabodha, Bd. 132 der KSTS-Serie, 2006.
  • Kramastotra , Autor unbekannt (aber möglicherweise von Siddhanātha) mit Hindi-Übersetzung von Rājānaka Lakṣamaṇa, Guptaganga, Sringar, 1956.
  • Kramastotra von Abhinavagupta. Veröffentlicht in Anhang C (S. 948-950) in: Abhinavagupta: An Historical & Philosophical Study, Dr. KC Pandey, zweite Ausgabe, Chowkhamba, 1963.
  • Mahārthamañjarī (MM) von Maheśvarānada, herausgegeben von Vrajavallabha Dviveda. Yogatantragranthamalā Nr. 5, Vārāṇasī, 1972.
  • Violence and destruction in the kālīkrama, A. Wenta

Referenzen

  1. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, Seite 2 f
  2. http://shaivayoga.com/Writings_files/Krama_Introduction.pdf
  3. http://www.aghori.it/Hymn%20to%20Kali.pdf
  4. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, Seite 3
  5. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, Seite 5
  6. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, S. 4 f
  7. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, S. 5
  8. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, Seite 5
  9. Brill’s Encyclopedia of Hinduism Volume VI: ISSN 0169-9377 ISBN 978 90 04 26555 4
  10. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, Seite 6
  11. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, S. 7
  12. The Krama Tantricism of Kashmir, Navijan Rastogi, S. 12
  13. Tantraloka von Abhinavagupta und Kommentar von Jayarathas. Herausgegeben von Mukunda Rama Shastri, Vol. I-XII, KSTS Serie, 1918-1938.
  14. https://translate.google.de/translate?sl=auto&tl=de&js=y&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&u=http%3A%2F%2Fsrikulacara.blogspot.de%2F2009%2F04%2Ftradicao-krama.html&edit-text=
  15. Kramastotra von Abhinavagupta; veröffentlicht in Anhang C (S. 948-950) von : Abhinavagupta: Eine historische Studie & Philosophische, Dr. K Pandey, zweite Auflage, Chowkhamba 1963.
  16. http://www.kamakotimandali.com/blog/index.php?p=1405&more=1&c=1&tb=1&pb=1
  17. Parā-trīśikā Vivarana, Jaideva Singh, Seite 78
  18. Parā-trīśikā Vivaraṇa , Jaideva Singh, Seite 13

Weblinks