Bhakti-Yoga

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Bhakti-Yoga (Skt. bhakti yoga) ist die Bezeichnung für einen Weg der liebenden Hingabe an Gott. Das Bhakti ist eine vorherrschende Praxis im Vishnuismus und hier besonders im Gaudiya Vaishnava, das fünf Haupt-Rasas lehrt. Es wird aber auch im tantrischen Shivaismus und im shaktistischem Devi Bhagavatam[1] erläutert : Es gibt drei bekannte Wege zur Moksa. Dies sind Karma Yoga, Jñâna Yoga und Bhakti Yoga. Der Bhakti Yoga in jeder Hinsicht das einfachste. Menschen können es sehr gut tun, ohne dem Körper Leiden zuzufügen und den Geist zu einer perfekten Konzentration zu bringen. Auch Bhakti ist von dreierlei Art, so wie es drei Gunas gibt.

  1. Dessen Bhakti ist tamsisch, der Mich verehrt, um anderen Leid zuzufügen, erfüllt von Eitelkeit, Eifersucht und Wut.
  2. Das Bhakti ist Râjâs, wenn man Mich für sein eigenes Wohlergehen verehrt und nicht die Absicht hat, anderen Schaden zuzufügen. Er hat einen Wunsch oder ein Ziel vor Augen, einen gewissen Ruhm oder das Erreichen einiger Freudenobjekte, und ohne es zu wissen, und weil er denkt, dass er sich von Mir unterscheidet, betet er Mich mit größter Hingabe an.
  3. Das Bhakti ist sâttvisch, wenn jemand Mich verehrt, um seine Sünden zu reinigen, und Mir das Ergebnis all seines Karmas darbringt, in dem Glauben, dass Jîva und Îs'vara getrennt sind, und im Wissen, dass seine Handlung in den Veden autorisiert ist und daher beachtet werden muss.

Diese sattvische Bhakti unterscheidet sich von der höchsten Bhakti der Verehrer.... Die anderen beiden Bhaktis führen nicht zu Parâ Bhakti (der höchsten Bhakti oder der höchsten selbstlosen Liebe).
11-20. Hören nun aufmerksam über die Parâ Bhakti, die ich jetzt beschreibe.....:
Er, der immer Meine Herrlichkeiten hört und Meinen Namen rezitiert und dessen Geist immer, wie der unaufhörliche Fluss von Öl, in Mir verweilt, der der Behälter aller glückverheißenden Eigenschaften und Gunas ist. Er hat nicht den geringsten Wunsch, die Früchte seines Karmas zu ernten. Er will nicht Sâmîpya, Sârsti, Sâyujya und Sâlokya und andere Formen der Befreiung! Er wird von Hingabe für Mich allein erfüllt, betet nur Mich an; Er weiß nichts Höheres, als Mir zu dienen, und er will nicht einmal die endgültige Befreiung. Er mag die Idee von Sevya und Sevaka (Diener, der dient) nicht aufgeben. Er meditiert immer mit ständiger Wachsamkeit und angetrieben von einem Gefühl höchster Hingabe über mich. Er denkt nicht, dass er von Mir getrennt ist, sondern denkt vielmehr, dass „Ich der Bhagavatî bin“. Er betrachtet alle Jîvas als Mich selbst und liebt Mich, wie er sich selbst liebt. Er macht keinen Unterschied zwischen den Jîvas und mir, da er überall das gleiche Chaitanya findet und in allen verankert ist. Er streitet mit niemandem, da er alle Vorstellungen von Getrenntheit aufgegeben hat. Er verneigt sich und verehrt die Chândâlas und alle Jîvas. Er, der mit Hingabe an mich erfüllt wird, wann immer er meinen Platz sieht, meine Anhänger, und die Sâstras hört, die meine Taten beschreiben, und wann immer er über meine Mantras meditiert, wird er mit höchster Liebe erfüllt und seine Haare stehen zu Berge aus Liebe zu mir und Tränen der Liebe fließen unaufhörlich aus seinen beiden Augen; Er rezitiert Meinen Namen und Meine Taten mit einer Stimme, die von Gefühlen der Liebe zu Mir erstickt ist....

Das Kapitel 12 der Bhagavad Gita ist ebenfalls dem Bhakti-Yoga gewidmet. Sri Krishna sagt dort : Diejenigen, die ihren Geist auf Mich richten, Mich verehren, immer ernsthaft und mit höchstem Glauben ausgestattet, diese sind meiner Meinung nach perfekt im Yoga.

Das Narada Bhakti Sutra ist in 84 Versen ein Grundlagenwerk zum Bhakti Yoga.

Der Bhakti-Yogi benutzt zuerst Gefühle als Methode, der verehrten Gottheit (wie Krishna oder Shiva) nahezukommen oder sich seelisch mit ihr zu vereinen.
Das Paar Radha-Krishna mit den Gopis hat hier eine Vorbildfunktion. Eine Variante ist die Hingabe an einen Guru. Die idealisierte reine Liebe wird als Prema (Verehrer sind Premies) bezeichnet.

Beziehungen

Der Bhakti-Yoga kennt 5 Hauptbeziehungen(bhavas) zu Gott

  1. Shanti-bhava: Die neutrale Beziehung, die mit göttlichem Frieden erfüllt
  2. Dasya-bhava: Die unermüdliche Liebe eines treuen Dieners
  3. Sakhya-bhava: Die freundschaftliche Liebe
  4. Vatsalya-bhava : Die elterliche Liebe ( für Krishna )
  5. Sringara-bhava oder Madhurya-bhava: Die Gottesliebe

Bhakti spielt aber auch in nichtdualistischen Systemen wie dem Advaita-Vedanta eine wichtige Rolle, wo Hingabe an einen Guru oder an eine Ishta Devata praktiziert wird. Der Hingebende hat zuerst höhere Gefühle für die Gottheit. Im Laufe der lebenslangen Sadhana nähert sich diese Liebe aber der kosmischen All-Liebe, einem Aspekt des Ananda der Gottheit, die keine gewöhnlichen Emotionen wie die menschliche Liebe verursacht.

  • Das Bhagavata Purana[2] 3.29.14 sagt über den fortgeschrittenen Bhakti-Yogi, dass dieser selbst den Wunsch aufgebe, mit Gott zu verschmelzen, und es vorziehe, dessen Werkzeug und williger Diener zu sein, bzw. Er wünscht nur sein ganzes Wesen Mir hinzugeben, sonst wünscht er nichts.
    In VII.5: 23-24 sagt Prahlada zu seinem Vater Hiranyakashipu über die neun Formen des Vishnu-Bhakti, die er von seinem Lehrer gelernt hat. Dies sind Shravana, Kirtana, Smaranas, Pada-Sevana, Archana, Vandana, Dasya, Sakhya und Atma-Nivedana.
  • Das dem Weisen Narada zugesprochene Narada Bhakti-Sutra (Nārada Bhakti Sūtra) beschreibt den Prozess der Hingabe (Bhakti) und ist daher besonders für die Vaishnava-Traditionen von Bedeutung.
  • Das Sri Bhakti-rasamrta-sindhu von Śrīla Rūpa Gosvāmī ist eine ontologische Analyse der Zeitvertreibe von Shri Krishna, wie sie im Shrimad-Bhagavatam vorgestellt wird[3].

Verehrungsformen

Die Verehrung kann viele Formen annehmen bis hin zu tantrischen Ritualen. Dazu gehören

  • Japa : Wiederholung göttlicher Namen oder Mantras in Gedanken oder in Worten
  • Kirtana : Wechselgesang von Nama - Mantras der Gottheiten
  • Bhajans - Das Singen religiöser Lieder(Strotam)
  • Pujas - religiöse Zeremonie bei der vor einem Bildnis der Gottheit oder eines Gurus symbolische gaben wie Früchte, Reis und Lichter dargebracht werden. Eine Puja besteht aus einer Anrufung der Gottheit und aus Lobpreisungen.
  • Seva : Dienst für die Gottheit, d.h. Handeln im Sinne der Gottheit ohne an den Früchten der Handlung zu haften bzw. sich selbst als den Handelnden zu sehen(pratjahara). Ebendieses ist auch die Basis des Karma-Yoga.

Nach Ramana Maharshi werden grob vier Formen des Bhakti unterschieden :

  1. Atma - Bhakti - zum höchsten Selbst (Paramatma)
  2. Ishvara - Bhakti zum kosmischen Herrn als formloses Wesen
  3. Ishta Devata - Bhakti
  4. Guru-Bhakti
  • Nach dem Ramayana gibt es neun Formen der Hingabe[4] :
  1. Satsang – Aufsuchen der Gesellschaft von Heiligen, Verbindung mit Hingebenden mit spirituellen Interessen
  2. Katha – Hören von Geschichten über positive Attribute von Gott und den grössten Meistern
  3. Seva – Dienst für den Guru, Dienst für andere, Dienst für die Menschheit
  4. Kirtan – Gruppengesänge von Mantras, gemeinschaftliche Gesänge, die Gott preisen
  5. Japa (Mantra) und bhajan – Singen göttlicher Namen, mystischer Mantras und bhajans
  6. Dama & Birati – Selbstkontrolle, Kontrolle der Sinne und Leidenschaftslosigkeit
  7. Mohimaya Jaga Dekha – Gott in Allem und Jedem sehen
  8. Jathalabha santosha – Zufriedenheit, keine Schuld in jemandem finden
  9. Mama Bharosa – bei allem von Gott abhängen, Hingabe an den göttlichen Willen

Sivananda erwähnt ebenfalls 9 Formen des Bhakti[5]

  1. Sravana - ist das Hören von Gottes Lila
  2. Kirtana - das Besingen der Herrlichkeiten des Herrn
  3. Smarana - zu jeder Zeit an den Herrn denken
  4. Padasevana - Dienen zu Füßen des Herrn
  5. Archana - Verehrung des Herrn
  6. Vandana - Gebet und Verbeugung
  7. Dasya Bhakti - Liebe zu Gott durch das Gefühl, Diener zu sein
  8. Sakhya Bhava - die Pflege des Gefühls der Freundschaft mit Gott
  9. Atma Nivedana - die Selbsthingabe.

Bibel

Matthäus 22:37, Lukas 10,27 und 5. Mose 6,5 verlauten ähnlich : Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit deiner ganzen Seele, mit aller deiner Kraft und mit deinem ganzen Denken.

Literatur

Referenzen

Siehe auch

Weblinks