Atman

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Verworfen habend die Seher, die Sicht und das Gesehene mit seinen Affinitäten, meditiere allein über den Atman, der als das höchste Licht scheint, Varaha-Upanishad 4.20

Das Wort Atman taucht in mehreren religiösen Traditionen des indischen Kontinents auf.
Der Atman oder auch Atma (Sansk. ātman, Pali: atta ; Lebenshauch, Atem) bezeichnet im Hinduismus das Selbst im Sinne einer unzerstörbaren ewigen Essenz des Geistes.
Das Wort wird häufig mit Seele oder Selbst übersetzt, was aber zu unbestimmt ist, da die sog. Seele des Durchnschnittmenschen der in den Religionen erwähnte Astralkörper mit dem Mentalkörper ist, während der spirituelle Atman, die himmlische Seele, sehr viel höher aber zumeist kaum ausgeprägt ist.

Der höchste Aspekt des Atman ist der Paramatman, der in der Schulen sowohl Krishna als auch Shiva zugeordnet wird, in den der erleuchtete Sadhak eingeht. Die vollkommene Erleuchtung beinhaltet ein permanentes Verweilen im Paramatman.

Shivaismus

Nach dem kashmir-shivaistischen Weltbild, welches seit Abhinavagupta das hinduistische einschließt und überschreitet, ist der Atman (Sadvidya - Tattva) eine Ausstrahlung des Aishvarya oder Ishvar-Tattwas, dh. der Trimurti bzw. des hinduistischen Tapa-Loka, zum Sad-Vidya-Tattva(Jnana Loka). Die gebundene und begrenzte Seele wird als pasu oder jivatman bezeichnet.

Bei den Brahma Kumaris wird der Paramatma mit Shiva gleichgesetzt.

Der Antaratman(Skt. antarātmanm, inneres Selbst) ist das höchste Wesen jedes Menschen. Er wird u.a. in der Rudra Hridaya - Upanishad erwähnt, wo Brahma der Antaratman und Shiva der Paramatman ist.

Im kashmirischen Shivaismus behält Sadashiva, das göttliche All-Selbst, der mit dem Shin-Feuer verbunden ist ein noch weit umfassenderes göttliches All-Ich.

Hinduismus

"Der Atman ist das Licht des Göttlichen; die Welt untersteht dem Atman", Sri Aurobindo

Im Hinduismus hat der Atman beispielsweise im Advaita sogar die Position des höchsten Brahman. Hier spielt die Übersetzung des Wortes Selbst als Atman hinein, die das Brahman als höchstes Selbst sieht, während schon das Jnana-Loka zum spirituellen Selbst zählt, wie es ähnlich auch die Nṛisiṅha-uttara-tâpanîya-Upanishad sieht.

  • Nach den vedischen Schriften wird das Selbst je nach Bewusstseinsstufe unterschiedlich wahrgenommen:
  1. das Selbst als physischer Körper
  2. das Selbst als feinstofflicher Körper
  3. das Selbst als die spirituelle Seele (atma)

Im Rigveda 125 ist Vav (Rede) eine Vorstufe der Atman-Lehre, während die Kaushîtaki-Upanishad des Rigveda den Atman und das Atma-Vidya ausführlicher behandelt.

  • In den ältesten hinduistischen Upanishaden hat eine Person einen niederes Selbst(unbeständiger Körper, Persönlichkeit) und ein Höheres größeres Selbst (echtes permanentes Selbst, Seele, Atman, Atta).
  • In der dem Atharva-Veda zugeörigen Nṛisiṅha-uttara-tâpanîya-Upanishad wird der Atman vermittelst des Om-Lautes dem Brahman als kosmischem Prinzip gleichgesetzt. Daran lehnt sich der Grundgedanke an, dass der Âtman nur in seinem höchsten sechzehnten Aspekt als Subjekt des Erkennens (avikalpa) in voller Reinheit fortbesteht. Er ragt mittels fünfzehn untergeordneter Formen in die Welt und bedingt deren Realität und auch die der fünfzehn untergeordneten Formen, die vom höchsten Standpunkt gesehen nichtig sind.
  • Im Advaita - Vedanta werden die individuellen Seelen Jīvātman genannt, und das höchste Brahman (der trimurti) wird als Paramātman bezeichnet. Der Atman wird als identisch mit dem absoluten Selbst oder Brahman (Weltseele) angesehen, das in Nirguna- und Saguna - Brahman unterteilt ist.
  • Ātmā ist trikaladarshi, der Wisser von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) wie auch Chaitanya, der Bewusstseinszeuge von allem was passiert.
  • So wie sich Salz im Wasser auflöst und mit ihm eins wird, so werden Atman und Geist im Samadhi eins, Hathapradipika IV,5.
  • Die Maitri Upanishad beschreibt die Elemente A-U-M als Klangformen (svana vati) des Atman, während die Veden sie als vijnana-vati ansehen.
  • Der individuelle Atman(Jivatma) vereinigt sich aus Sicht der Vaishnavas letztendlich mit Krishna bzw. dem göttlichen Paramatma, der ein noch höherer Körper des Erleuchteten ist.
  • 'Erkenne den Atman als den Herrn der Kutsche. Der Körper ist der Wagen, die Buddhi (Vernunft) der Wagenlenker und das Denken die Zügel. Die Sinne sind die Pferde, die Objekte die Wege. (Katha-Upanishade II.3–4)
  • Dieser ist mein Atman im inneren Herzen, kleiner als Reiskorn oder Gerstenkorn oder Hirsekorn oder eines Hirsekornes Kern.....Der Allwirkende, Allwünschende, Allriechende, Allschmeckende, dies All in sich Fassende, wortlose, achtlose, dieser ist meine Seele im inneren Herzen, dieser ist das Brahman, zu dem werde ich, von hier abscheidend eingehen.(Chandogya Upanishad, die ŚĀNDILYA - Lehre : 3.14)
Adhi Atma Nirnaya

Mit Adhi Atma Nirnaya(Rückkehr zum wahren Selbst) wird eine Technik nach dem Yajnavalkya Smriti,5[1] bezeichnet, in der der Meditierende sich unter Zuhilfenahme von 'OM' von allem löst, was nicht der wahre Atman ist. Dabei löst man sich von allen Gedanken und Identifizierungen.

Adhi Atma Nirnaya ist eine Meditationstechnik aus der Yajnavalkya Smriti.

Jainismus

Ātman ist im Jainismus Ausdruck, der die höhere Seele bezeichnet

Buddhismus

Im Buddhismus wurde der Atman (attā, attan) ursprünglich als unnötig angesehen(Anatta)[2], und nur die Pudgalavada-Schule vertrat eine abweichende Auffassung.
Der Buddha gibt allerdings im Anada-Sutta eine ausweichende Antwort[3] und lehrt im Alagaddupama Sutta die Vergänglichkeit der Sichtweisen.

Seit dem Modell des Trikaya und der Buddhanatur, wie sie besonders im Mahāparinirvāṇa Sūtra gelehrt wird, fand ein gewisser Wandel zumindest im Mahayana auch bezüglich des Verständnisses der Erleuchtung statt.
Das Uttaratantra Shastra oder Ratnagotravibhāga behauptet, das in der Tathagatagarbha-Lehre enthaltene Selbst sei tatsächlich ein "Nicht-Selbst".
Das Lankāvatāra Sūtra sieht die Tathāgatagarbha hingegen nicht als ein Selbst an.
Im Tathagatagarbha Sutra erklärt der Buddha, dass er mit seinem Buddha-Auge das verborgene Buddha-Juwel in jedem Wesen sehen kann.

Bibel

Das höhere Selbst erscheint im Exodus in Form des "Ich bin der(das) ich bin". Das höhere Ich erscheint im Feuer der zweiten Stufe des Pfades.

Literatur

  • Maitreya: A Spiritual Adventure von Adrian Predrag Kezele von Authorhouse (5. Mai 2011)
  • Das Palladium der Weisheit (Viveka Chudamani) - Franz Hartmann)
  • Atma Bodha - Shankara - Sanskrit - PDF
  • en Atma Bodha online
  • Vivekacudamani: Das große Juwel der Unterscheidung“ von Raphael Sankara, ISBN 3-933496-83-7
  • Upadesa Sahasri: A Thousand Teachings of Shankara and Swami Jagadananda, Sri Ramakrishna Math 1987, ISBN-10: 8171200591 ISBN-13: 978-8171200597
  • Vivekashudamani als PDF
  • Sechzig Upanishads des Veda: Indische Philosophie Band 12, CreateSpace Independent Publishing Platform, 2013, ISBN-10: 1484097394 ISBN-13: 978-1484097397
  • Katrin Seele: "Das bist Du - Das Selbst (atman) und das Andere in der Philosophie der frühen Upanishaden und bei Buddha; Königshausen & Neumann, 2006, ISBN 978-3-8260-3270-7
  • The Ātman in Two Prajñāpāramitā-Sūtra-s; Our Heritage, Special Number: 150th Anniversary Volume, 1824-1974. Calcutta: Sanskrit College, 1979, pp. 39-45

Referenzen

  1. archive.org/details/yajnavalkyasmrit00yj Yajnavalkya smriti -With the commentary of Vijnanevara
  2. http://zugangzureinsicht.org/html/tipitaka/mn/mn.011.ntbb.html
  3. http://zugangzureinsicht.org/html/tipitaka/sn/sn44/sn44.010.than.html

Weblinks