Vira - Shivaismus

Der Vira - Shivaismus ist eine dem Lingayatismus ähnliche Schule des Shakti-Vishista-Advaita, die vom südindischen Brahmanen Shri Basavanna (1105-1167) gegründet wurde.

Eine mystische Herleitung des Veerashaiva ist aus den fünf Panchacharyas oder Lingodbhavas(Renukaradhya, Dharukaas, Ekoramaradhya, Panditaradhya, Vishwaradhya), die aus den fünf Sthavaralingas hervorgegangen sein sollen. Nach einer anderen Herleitung entstand es aus den fünf Asketen Revana, Marula, Ekorama, Panditaradhya und Vishwaradhya, die den fünf Köpfen von Shiva entsprungen sein sollen.

Die Vira('Heldenhaft') - Shivaiten sind auch als Sivasharanas bekannt und werden mit den Lingayats('Träger des Linga') gleichgesetzt. Alle Mitglieder tragen ständig einen Linga in einem Anhänger um den Hals, der so die Seele mit der Allgegenwart Shivas verbinden soll. Die Lingayat - Bewegung rebellierte gegen das brahmanische Kastensystem der sozialen Ungleichheit und der Ausstoßung von Menschen als verschmutzt(Harijans).

Sie wiesen die Autorität der Veden, die Kastenhierarchie, das vedantische System der vier Ashrams, eine Vielheit von Göttern, die Rituale der selbstverherrlichenden Priesterschaft, Tieropfer, karmische Knechtschaft, die Existenz der inneren Welten, Dualität von Gott und Seele, Tempeldienst und die Tradition der rituellen Reinheit-Verschmutzung zurück.

Box für Ishtalinga der Lingayats

Basavanna

Nach der Vira Saiva - Tradition war Basavanna ein reflektierender und trotziger Jugendlicher, der viel von dem zu seiner Zeit praktizierten Shivaismus ablehnte. Er zerriss im Alter von 16 seine heilige Schnur(yajnopavita) und floh nach Sangama in Karnataka, wo er Unterstützung vom Ishanya Guru, einem shivaistischen Brahmanen der Kalamukha Sekte erhielt. Unter ihm studierte er im Klostertempel für 12 Jahre und verehrte Shiva als Gott Kudalasangama('Gott der sich treffenden Flüsse')."

Mit 28 erlangte er die Einsicht, daß die personalisierte Gottheit in Form des Ishtalinga ("gewählter oder persönlicher Linga") die Menschheit verbrüdere und der menschliche Körper der Tempel Gottes sein solle und daher in einem Zustand der Reinheit und Erhabenheit zu halten sei.

Er zog nach Bijjala in Mangalavede und stieg zum Amtsleiter der königlichen Schatzkammer auf, wodurch er seine religiöse Botschaft verbreiten konnte.

Basavanna heiratete zwei Frauen und übernahm das Dharma eines Haushaltsvorstandes zur Bestärkung seiner Lehre, dass nicht nur Entsagende ein heiliges Leben führen können.

Er gab für 20 Jahre abends Diskurse(Sivanubhava Mandapa), in denen er die Kastenhierarchie, magische Praktiken, Astrologie, und Tempelbau denunzierte, bedrängt von wachsenden Massen von Zuhörern, denen er riet, rational zu denken und Shiva als den Gott in sich zu verehren. Mit 48 zog er zu König Bijjala nach Kalyana, wo er zusammen mit Allama Prabhu 14 Jahre verbrachte.

Opposition

Im Laufe der Jahre bildete sich eine starke Oposition gegen seine egalitäre Gemeinschaft. 1667 kam es zu Spannungen, als ein Brahmane und ein Shudra aus der Bewegung heirateten. Aufgebrachte Bürger appelierten an König Bijjala, der beide exekutierte. Der König wurde bald danach ermordet. Unruhen brachen aus und die Lingayats wurden weit zerstreut. Basavanna zog nach Sangama und starb bald danach mit 62 Jahren. Führer und Anhänger übertrugen die Resourcen von Kalyana in die ländlichen Dörfer von Karnataka. Trotz der Verfolgung hinterliess die Bewegung ein Vermächtnis der Heiligkeit und einige heilige Frauen. Neben Basavanna als intellektuellem und sozialem Architekt war Allama Prabhu das streng mystische Kraftpaket. Beide liessen einige Prosatexte(Vachanas- 'was gesagt ist') zurück. Etwa 450 weitere Authoren konnten identifiziert werden.

Diese Schriften lehnen es beispielsweise ab "Gutes zu tun", wodurch man in den Himmel kommen kann. Allama schrieb: "Füttere die Armen, sage die Wahrheit, mache Wasserstellen für die Durstigen und baue Speicher für eine Stadt. Du kannst nach dem Tod in den Himmel gehen, aber du wirst nirgendwo in der Nähe der Wahrheit unseres Gottes sein. Und der Mann, der unseren Herrn kennt, er erhält keine Ergebnisse. "

Ironischerweise resorbierte der Vira Shivaismus im Laufe der folgenden Jahrhunderte vieles von dem, was Basavanna abgelehnt hatte, wie Tempelverehrung, bestimmte Reinigungsrituale, Geschenke an Gurus, die Schichtung der Gesellschaft, angeführt von den zwei großen Orden der Jangama - Wandermönche.
Es wurde sogar versucht, die Vira Saiva - Theologie aus den traditionellen hinduistischen Schriften wie Agamen und Sutras abzuleiten. Heute werden die Saiva - Agamas anderer Saiva - Sekten oft akzeptiert.

Schriften

Die ursprünglichen Ideale der Bewegung finden sich in den Lingayat - Schriften

  1. Vachanas
  2. historische Erzählungen und Biografien in Versform
  3. spezialisierte Werke über Lehre und Theologie

Die Anhänger des Hauptstromes des Vira Shivaismus lehnen die Autorität der Veden ab. Die Saiva - Agamas, die Zitate(vachanas) erleuchteter Meister der Bewegung und einiger bekannter shivaistischer Heiliger anderer Gruppen sind die Basis der Lehren des Vira Shivaismusses.

  1. Basavanna's Hauptwerke
  2. Allmma Prabhu's Mantra Gopya
  3. Chennabasavanna's Karana Hasuge
  4. Shivagna Prasadi Mahadevayya's Shunya Sampadane -die gesammelten Werke
  5. Singiraja's Singirajapurana,
  6. Mallanarya's Veerasaivamrita, Bhavachintaratna and Satyendra Cholakathe,
  7. Lakkana Dandesa's Shivatatwa Chintamani,
  8. Chamarasa's Prabhulinga Leele,
  9. Jakkanarya's Nurondushthala.
  10. Bhimakavi's Basavapurana.
  11. Tontada Siddesvara's Shatsthalajnanamrita
  12. Virakta Tontadarya's Siddhesvarapurana
  13. Nijagunashivayogi's Sivayogapradipika und Vivekacintamani.
  14. Virabhadraraja's fünf Satakas
  15. Sarvajnamurti's Sarvajnapadagalu.

Shakti Vishishtadvaita

Die monistisch-theistische Lehre des Vira - Shivaismusses wird auch als Shakti Vishishtadvaita bezeichnet, eine Version des qualifizierten Nichtdualismusses, die sowohl Unterschied als auch Nicht-Unterschied zwischen Gott und Seele akzeptiert, so wie die Strahlen zur Sonne gehören. Shiva und die kosmische Kraft oder Existenz sind eins. Trotzdem ist Shiva als para-sthala jenseits der Schöpfung, die real und nicht illusorisch ist.

Im Vatula-Tantra wird Śiva niṣkala('ungeteilt, ganz, nichtmateriell') genannt, wenn seine kalās, d.h. die Teile bzw. Organe und Funktionen, in Einheit in ihm konzentriert sind. Sakala Shiva ist die verkörperte Form. Niskala hat hier fünf Gesichter wie Sadashiva. Nach dem Vatula-Tantra ist sakala-niṣkala ein Zustand, in dem die Taten von Personen in einem ruhenden Zustand sind, und zur Zeit der Schöpfung assoziiert es sich mit dem Bindu - Zustand für die Bildung der Welt.

Der Vira Saiva - Heilige Renukacharya äusserte : "Wie in Wasser gestelltes Wasser, Feuer in Feuer, ist die mit dem höchsten Brahman vermischte Seele nicht als verschieden zu unterscheiden."

Wahre Einheit und Identität von Siva (Linga) und Seele (anga) ist das Ziel des Lebens, beschrieben als shunya, oder Nichtsheit, welche nicht eine leere Leere ist. Man verschmilzt mit Siva durch shatsthala, ein fortschreitender sechsstufiger Pfad der Hingabe und Andacht : bhakti (Hingabe), mahesha (selbstloser Dienst), prasada (ernsthafte Suche nach Siva's Gnade), pranalinga (Erfahrung von Allem als Siva), sharana (Ichlose Zuflucht zu Siva) und aikya (Einheit mit Shiva).
Jede Phase bringt den Suchenden näher, bis Seele und Gott in einem ununterbrochenen Zustand des Shiva - Bewusstseins (linganga-samarasya) verschmelzen, wie Flüsse im Ozean verschmelzen.

Die Mittel des Erreichens hängen im Vira Shivaismus von den panchachara (fünf Verhaltensregeln : Shivachara, Lingachara, Sadachara, Brithyachara, Ganachara) und den ashtavarana (acht Schilde : Guru, Linga, Ishta-Linga; Jangama, Vibhuti oder Bhasma, Rudraksha, Padodaka, Prasada, Mantra) ab, um den Körper als Aufenthaltsort des Herrn zu schützen.

panchachara - ashtavarana

Die fünf Verhaltensregeln sind : Lingachara (tägliche Verehrung des Sivalinga), sadachara (Aufmerksamkeit bei Berufung und Pflicht), Sivachara (Anerkennung Shivas als den einen Gott und Gleichheit unter den Mitgliedern), bhrityachara (Demut gegenüber allen Geschöpfen) und ganachara (Verteidigung der Gemeinde und ihrer Lehrsätze).

Die acht Schilde sind Guru, Linga, Jangama (Wandermönch), paduka (Wasser vom Baden des Linga oder der Füße des Guru), prasada (heiliges Opfer), vibhuti (heilige Asche), rudraksha (heilige Perlen) and Mantra (Namah Sivaya).

Der Eintritt in die Vira Saiva - Religion erfolgt durch formale Initiation genannt Linga Diksha, ein Ritus für beide Geschlechter, der die 'heilige Schnur' - Zeremonie ersetzt und die Gläubigen anspornt, das persönliche Sivalinga täglich zu verehren.

Lingayats legen großen Wert auf das jetzige Leben, auf Gleichheit aller Mitglieder(unabhängig von Kaste, Erziehung, Geschlecht usw.), auf starkes soziales Engagement und Dienst an der Gemeinschaft. Ihr Glaube betont den freien Willen, bekräftigt eine sinnvolle Welt und bekennt einen reinen Monotheismus.
Heutzutage gehören etwa 25 % der 40 Millionen Menschen von Karnataka der Vira Saiva - Religion an, die durch Jangama-Mönche und Kloster(matha) öffentlich erscheint. Bei der Geburt wird einem Kind einer Lingayat - Familie ein kleiner Shivalinga um den Hals gehängt, den es das ganze Leben trägt.[1]

Literatur

  • [VS Vira literature]

Referenzen

Weblinks