Vimalakirti-Sutra

Das Vimalakirti - Sutra oder Vimalakīrti Nirdeśa - Sūtra(Wyl. 'phags pa dri ma med par grags pas bstan pa'i theg pa chen po'i mdo von Dharmatāśīla; chin. weimo jing : Die Belehrung des Vimalakīrti) ist ein Text des einen Fahrzeugs(Ekayana), welcher lehrt, dass alle fühlenden Wesen das Potential der Buddhaschaft(tathagatagarbha) haben.

Von den acht chinesischen Übersetzungen sind nur drei vollständig erhalten : Fóshuō Wéimójié jīng (T474) von Zhīqiān, 'Weimojie suoshuo jing'(T475) von Kumārajīva und Shuō wúgòuchēng jīng(T476) von Xuánzàng.

Śrīmālādevī Siṃhanāda Sūtra

Im chinesischen Kanon existieren zwei Versionen:

  • die Version von Bodhiruci (672–727) : das Vimalakīrti Sutra des Taishô Tripitaka Vol 14 T 475 [1].
  • die Version von Gunabhadra (394–468) d.h. Taishô Vol 12 T353 (Sutra der Königin Śrīmālā des Brüllens des Löwen bzw. das Sutra über das Brüllen des Löwen der Königin Srimala) oder Sri-mala - Sutra bzw. Śrīmālādevī Siṃhanāda Sūtra (Skt. Śrīmālādevīsiṃhanāda-sūtra, chinesische Übersetzung von Guṇabhadra als 'Shengman shizihou yisheng defang bianfang guang jing'; Japan. Shōman-kyō)

Heute existieren Übersetzungen der ersteren in das Sanskrit sowie Übersetzungen in die tibetische, chinesische, japanische, französische, englische und deutsche Sprache. Das Sanskrit-Manuskript einer Kopie des Vimalakīrtinirdeśa aus dem achten Jahrhundert wurde 1999 von Takahashi Hisao bei einem Besuch im Potala-Palast in Lhasa mit einer Forschungsgruppe wiederentdeckt[2].

Manjusri debattiert mit Vimalakirti (Magao dunhuang)

Nach Forschungen der englischen Übersetzer wurde es von den Mahāsāṃghikas der Region Andhra in Süd-Indien im dritten Jahrhundert A.D. zusammengestellt. Danach hatte es eine bemerkenswerte Ausbreitung in China und gelangte über Korea nach Japan, wo es bis heute ein wichtiger Text im Chan und im Zen blieb.

Das Sutra war eine Inspiration für das Lankavatara Sutra und den erwachenden chinesischen Glauben.

Es behandelt ausführlich die Lehren der Nichtdualität(advaya) und Leere. Dazu dient ein Dialog zwischen dem wohlhabenden upāsaka (Laienpraktiker) Vimalakirti und weiteren Bodhisattvas wie Manjushri und Sariputra.

Bekannt wurde es auch wegen seinem egalitären und großzügigen Blick auf die Frauen, d.h. die Würde und die Weisheit von Laienfrauen und ihre Sorge für alle Wesen, und andererseits die Rolle der Frau als Philosoph und Lehrer.

Übersicht

Vimalakirti debattiert mit Manjushri
  • Kapitel 1 : Budda legt im Āmrapālī-Wald vor einer großen Versammlung von Śrāvakas, Bodhisattvas und Devas den Dharma dar. Er erläutert einem Mann namens Ratnākara, der ihn mit einer längeren gāthā preisend zusammen mit 500 anderen jungen Männern aus Licchavi zu der Versammlung gekommen war, was vollkommene Reinheit (pariśuddhi) des Buddhafeldes (buddhakṣetra) bedeutet und wie der Bodhisattva seinen Geist läutern soll.

Zuletzt erklärt der Buddha, warum diese Welt, welche ja sein eigenes Buddhafeld darstellt, nicht vollkommen rein erscheint. Dann lässt er durch seine Kraft die Anwesenden dieser vollkommenen Reinheit teilhaftig werden.

  • Kapitel 2 : Die Szene spielt im Haus eines buddhistischen Haushälters(gṛhapati) namens Vimalakīrti. Dieser kann der Versammlung wegen seiner Krankstellung nicht beiwohnen, weswegen die wichtigen Menschen in der Großstadt Vaiśālī zu Besuch kommen. Er hebt den Gästen die Vorzüge des Körpers der Tathāgatas gegenüber den Unzulänglichkeiten des normalen Körpers hervor.
  • Kapitel (3/4): Vimalakīrti fragt sich, warum der Buddha weder jemanden zu ihm schickt noch ihn tröstet. Der Buddha sieht seine Gedanken und fordert seine zehn besten Śrāvakas auf, Vimalakīrti zu besuchen, was diese mit der Begründung des fehlenden Verständnisses der Lehre des Buddha und wegen Vimalakīrtis Eloquenz verweigern. Auch Maitreya, Prabhāvyūha, Jagatīṃdhara und Sudatta machen keine Ausnahme.
  • Kapitel 4: Schließlich macht sich der Bodhisattva Mañjuśrī auf den Weg. Das kleine Haus von Vimalakīrti ist auf wundersame Weise in der Lage, unzählige Lebewesen zu beherbergen. Das Gespräch dreht sich um Leerheit (śūnyatā) und Nichtzweiheit (advaya), um die Analyse von Vimalakīrti's Krankheit und um den Wirkungsbereich (gocara) des Bodhisattva.
  • Kapitel 5: Śāriputra macht sich Sorgen um die Sitzplätze für die Teinehmer. Vimalakīrti rät ihm dazu, sich nicht um die Sitzplätze sondern um die Erlangung des Buddhadharma zu bemühen und erklärt Śāriputra den Sinn. Die ganze Versammlung nimmt auf dem von Tathāgata Merupradīparāja geschickten Löwenthron Platz und Vimalakīrti legt den Tathāgatas und den Bodhisattvas die unergründbare Befreiung(acintyavimokṣa) dar.
  • Kapitel 6: In einem Gespräch zwischen Mañjuśrī und Vimalakīrti wird auf die Geisteshaltung eines Bodhisattva eingegangen. Es wird erklärt, wie es denn möglich ist, dass ein Bodhisattva die Wesen und alle Dharmas für nicht existent hält und trotzdem für sie große Güte (mahāmaitrī) entwickelt.

Es folgt eine eine mit Paradoxien angereicherte Diskussion zwischen Śāriputra und einem Deva über die Überlegenheit des Mahāyāna. Der Deva erklärt Śāriputra die 8 wundersamen Dinge in Vimalakīrtis Haus und demonstriert seine übernatürlichen Kräfte und die Nichtgebundenheit der Dharmas an Geschlechter. Vimalakīrti stellt fest, dass diese Gottheit in früheren Leben vielen Buddhas gedient habe und aufgrund der damals so erworbenen Verdienste ihre übernatürlichen Kräfte besitze.

  • Kapitel 7: Vimalakīrti stellt dann dar, wie man den Buddhadharma auch über Umwege befolgen kann, und er gibt eine Erklärung zum Tathāgata-Geschlecht (tathāgatagotra). Dann beantwortet er die Frage des Bodhisattva Sarvarūpasaṃdarśana mit einer gāthā.
  • Kapitel 8 : 31 von Vimalakīrti dazu aufgeforderte Bodhisattvas legen ihre Einsichten über das Dharma-Tor der Nicht-Zweiheit (advayadharmamukha) dar.
  • Kapitel 9: Vimalakīrti lässt durch seine Kräfte den Almosengang des Tathāgata Gandhottamakūṭa im Buddhafeld Sarvagandhasugandha sichtbar werden.

Dann erschafft Vimalakīrti einen Ehrfurcht gebietenden Bodhisattva und schickt ihn zu ebendiesem Buddhafeld. Der Bodhisattva kommt mit 90.000 Bodhisattvas aus dem Buddhafeld zurück, und Vimalakīrti spricht mit ihm über die Lehrmethoden der Buddhas Gandhottamakūṭa und Śākyamuni.

  • Kapitel 10: Die Szene findet im Āmrapālī-Wald in Vaiśālī mit Buddha Śākyamuni statt. Ānanda erklärt, das Essen im Hause von Vimalakīrti habe dieselbe Wirkung wie die Wirkung des Buddha (buddakṛtya).

Buddha Śākyamuni teilt seine Meinung und hält vor der Versammlung eine Lehrrede mit dem Titel Eindringen in alle Buddhadharma(sarvabuddhadharmapraveśa), in der es um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Buddhafeldern, um die Gleichheit und Unergründbarkeit von Buddhafeldern und um die Überlegenheit der Bodhisattvas gegenüber den Śrāvakas geht. Auf Wunsch der Bodhisattvas des Buddhafeldes Sarvagandhasugandha erklärt Śākyamuni ihnen die sich erschöpfende und die unerschöpfliche Befreiung (kṣayākṣayo vimokṣaḥ).

  • Kapitel 11: Vimalakīrti legt auf Buddhas Frage dar, wie er den Buddha betrachtet, wenn der Körper des Buddha als nicht-existent gezeigt wird. Nach einem Gespräch zwischen Śāriputra und Vimalakīrti erklärt Buddha Śāriputra, dass Vimalakīrti vom Buddhafeld Abhirati des Buddha Akṣobhya stammt.

Śākyamuni bittet dann Vimalakīrti, der Versammlung das Buddhafeld zu zeigen, worauf Vimalakīrti durch übernatürliche Kraft das Buddhafeld Abhirati zeigt.
Nachdem prophezeit wird, dass alle in der Versammlung Anwesenden in diesem Buddhafeld wiedergeboren werden, versetzt Vimalakīrti das Buddhafeld an seinen ursprünglichen Ort zurück. Danach hebt Śākyamuni die Verdienste hervor, wenn man diese Dharmarede (dharmaparyāya) liest, beschützt und verbreitet.

  • Kapitel 12: Śakra verspricht, diese Dharmalehrrede und alle zu beschützen, die diese Lehrrede verinnerlichen und sie wiederholt lesen. Buddha lobt ihn und erzählt die Geschichte von König Ratnacchattra und seinen Söhnen. Dann spricht er über die Dharmapūjā und prophezeit dem Bodhisattva Maitreya die vollkommene Erleuchtung.

Am Ende wird Ananda aufgefordert, diese Lehrrede zu bewahren und zu verbreiten.

Literatur

  • Das Sūtra Vimalakīrti, Jakob Fischer - Yokota Takezo (übers.), Angkor Verlag, 2005, ISBN 3-936018-31-6.
  • Vimalakirti - Das Sutra von der unvorstellbaren Befreiung. (Überarbeitete Version der Übersetzung von Jakob Fischer und Takezo Yokota durch Monika Dräger in Zusammenarbeit mit Dh. Aryadeva) do evolution, Essen 2008, ISBN 978-3-929447-22-4.
  • The Holy Teaching of Vimalakirti: A Mahayana Scripture. Übersetzung von Robert Thurman; Pennsylvania State University Press, 2000, ISBN 0-271-01209-9
  • Vimalakīrtinirdeśa
  • The Lion's Roar of Queen Śrīmālā, A Buddhist Scripture on the Tathagatagarbha Theory Buddhist Traditions, Vol 10: Sri-mala-sutra; a Buddhist Scripture on the Tathagatagarbha Theory, Alex Wayman - Hideko Wayman, Motilal Banarsidass, 1990 - 2007, ISBN-10: 8120807316 ISBN-13: 978-8120807310
  • Vimalakirti Nirdesa Sutra- ebook in Robert A. F. Thurmans translation
  • Archive : Srimala Vimalakirti
  • Buddhistische-Gesellschaft : Vimalakirtisutra - Thurman
  • Vimalakirti Intro
  • The Teaching of Vimalakirti (Vimalakirtinirdeia): A Review of Four English Translations
  • Sutra of Queen Srimala of the Lion's Roar and the Vimalakirti Sutra, Numata Center for Buddhist Translation and Research, 2009, ISBN: 1886439311
  • Das Vimalakirti-Sutra, Vimalakirti-Nirdesha - Jakob Fischer - Takezo Yokota - Kawase Kozyun, Angkor, 2005, ISBN-10: 3936018316
  • Vimalakirti nirdesa Sutra, R. Turman
  • Jakob Fischer, Yokota Takezo : Das Sūtra Vimalakīrti, Angkor Verlag, Frankfurt 2005, ISBN 3-936018-31-6
  • Shrimala-Sutra; Deutsch von Keller, 64 Seiten,(Kindle e-book); ISBN: 978-3-936018-61-5
  • Archive : Vimalakirti Sutra; Taisho Bd 12 No 353
  • The Yogini’s Eye: Comprehensive Introduction to Buddhist Tantra, Wayne Verrill
  • Zhu Weimojie suo shuo jing (Mandarin Chinese Edition), Sengzhao, Verlag: Xin hua shu dian Shanghai fa xing suo fa xing; Di 1 ban edition , 1990, ISBN-10: 753250767X ISBN-13: 978-7532507672

Referenzen

Siehe auch

Weblinks