Vegtamskvidha: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '' Vegtamskvidha'' ist das 5. Lied der [[Lieder-Edda]].
Das '' Vegtamskvidha'' ist das 5. Lied der Göttersagen in der  [[Lieder-Edda]].
 
<poem>
==  Vegtamskvidha ==
==  Vegtamskvidha ==
===  Das Wegtamslied ===
===  Das Wegtamslied ===


1 - Die Asen eilten  all zur Versammlung
1 - Die Asen eilten  all zur Versammlung und die Asinnen  all zum Gespräch:
Und die Asinnen  all zum Gespräch:
Darüber beriethen  die himmlischen Richter, warum den [[odin#Balder|Baldur]]  böse Träume schreckten?
Darüber beriethen  die himmlischen Richter,
warum den [[odin#Balder|Baldur]]  böse Träume schreckten?


2 - Ihm schien der schwere  Schlaf ein Kerker,
2 - Ihm schien der schwere  Schlaf ein Kerker, verschwunden des süßen  Schlummers Labe.
Verschwunden des süßen  Schlummers Labe.
Da fragten die Fürsten  vorschaunde Wesen, ob ihnen das wohl  Unheil bedeute?
Da fragten die Fürsten  vorschaunde Wesen,
ob ihnen das wohl  Unheil bedeute?


3 - Die Gefragten sprachen:  „Dem Tode verfallen ist
3 - Die Gefragten sprachen:  „Dem Tode verfallen ist Ullers Freund,  so einzig lieblich.“
Ullers Freund,  so einzig lieblich.“
Darob erschraken  Swafnir und Frigg, und alle die Fürsten  sie faßten den Schluß:
Darob erschraken  Swafnir und Frigg,
und alle die Fürsten  sie faßten den Schluß:


4 - „Wir wollen besenden  die Wesen alle,
4 - „Wir wollen besenden  die Wesen alle, Frieden erbitten,  daß sie Baldurn nicht schaden.“
Frieden erbitten,  daß sie Baldurn nicht schaden.“
Alles schwur Eide,  ihn zu verschonen; Frigg nahm die festen  Schwür in Empfang.
Alles schwur Eide,  ihn zu verschonen;
Frigg nahm die festen  Schwür in Empfang.


5 - Allvater achtete  das ungenügend,
5 - Allvater achtete  das ungenügend, verschwunden schienen ihm  die Schutzgeister all.
verschwunden schienen ihm  die Schutzgeister all.
Die Asen berief er  Rath zu heischen; Am Mahlstein gesprochen  ward mancherlei.
Die Asen berief er  Rath zu heischen;
Am Mahlstein gesprochen  ward mancherlei.


6 - Auf stand Odhin,  der Allerschaffer,
6 - Auf stand Odhin,  der Allerschaffer, und schwang den Sattel  auf Sleipnirs Rücken.
und schwang den Sattel  auf Sleipnirs Rücken.
Nach Nifelheim  hernieder ritt er; Da kam aus Hels Haus  ein Hund ihm entgegen,
Nach Nifelheim  hernieder ritt er;
Da kam aus Hels Haus  ein Hund ihm entgegen,


7 - Blutbefleckt  vorn an der Brust,
7 - Blutbefleckt  vorn an der Brust, Kiefer und Rachen  klaffend zum Biß,
Kiefer und Rachen  klaffend zum Biß,
so ging er entgegen  mit gähnendem Schlund dem Vater der Lieder  und bellte laut.
so ging er entgegen  mit gähnendem Schlund
Fort ritt Odhin,  die Erde dröhnte, zu dem hohen Hause  kam er der Hel.
Dem Vater der Lieder  und bellte laut.
Fort ritt Odhin,  die Erde dröhnte,
zu dem hohen Hause  kam er der Hel.


8 - Da ritt Odhin  ans östliche Thor,
8 - Da ritt Odhin  ans östliche Thor, wo er der Wala  wusste den Hügel.
Wo er der Wala  wusste den Hügel.
Das Wecklied begann er  der Weisen zu singen, (Nach Norden schauend  schlug er mit dem Stabe
Das Wecklied begann er  der Weisen zu singen,
Sprach die Beschwörung  Bescheid erheischend) bis gezwungen sie aufstand  Unheil verkündend.
(Nach Norden schauend  schlug er mit dem Stabe
Sprach die Beschwörung  Bescheid erheischend)
bis gezwungen sie aufstand  Unheil verkündend.


9  - Wala   
9  - Wala   
<br>
Welcher der Männer,  mir unbewuster, schafft die Beschwerde mir  solchen Gangs?
Welcher der Männer,  mir unbewuster,
Schnee beschneite mich,  Regen beschlug mich, Thau beträufte mich,  todt war ich lange.
schafft die Beschwerde mir  solchen Gangs?
Schnee beschneite mich,  Regen beschlug mich,
Thau beträufte mich,  todt war ich lange.


10 - Odhin.
10 - Odhin.
<br>
Ich heiße Wegtam,  bin Waltams Sohn. Wie ich von der Oberwelt  sprich von der Unterwelt.
Ich heiße Wegtam,  bin Waltams Sohn.
Wem sind die Bänke  mit Baugen (Ringen) bestreut, die glänzenden Betten  mit Gold bedeckt?
Wie ich von der Oberwelt  sprich von der Unterwelt.
Wem sind die Bänke  mit Baugen (Ringen) bestreut,
die glänzenden Betten  mit Gold bedeckt?


11 - Wala.
11 - Wala.
<br>
Hier steht dem Baldur  der Becher eingeschenkt, der schimmernde Trank,  vom Schild bedeckt.
Hier steht dem Baldur  der Becher eingeschenkt,
Die Asen alle  sind ohne Hoffnung. Genöthigt sprach ich,  nun will ich schweigen.
der schimmernde Trank,  vom Schild bedeckt.
Die Asen alle  sind ohne Hoffnung.
Genöthigt sprach ich,  nun will ich schweigen.


12 - Wegtam.
12 - Wegtam.
<br>
Schweig nicht, Wala,  ich will dich fragen bis Alles ich weiß.  Noch wüst ich gerne:
Schweig nicht, Wala,  ich will dich fragen
Welcher der Männer  ermordet Baldurn, wird Odhins Erben  das Ende fügen?
Bis Alles ich weiß.  Noch wüst ich gerne:
Welcher der Männer  ermordet Baldurn,
wird Odhins Erben  das Ende fügen?


13 - Wala.
13 - Wala.
<br>
Hieher bringt Hödr  den hochberühmten, er wird der Mörder  werden Baldurs,
Hieher bringt Hödr  den hochberühmten,
wird Odhins Erben  das Ende fügen. Genöthigt sprach ich,  nun will ich schweigen.
Er wird der Mörder  werden Baldurs,
wird Odhins Erben  das Ende fügen.
Genöthigt sprach ich,  nun will ich schweigen.


14 - Wegtam.
14 - Wegtam.
<br>
Schweig nicht, Wala,  ich will dich fragen bis Alles ich weiß.  Noch wüst ich gerne:
Schweig nicht, Wala,  ich will dich fragen
Wer wird uns Rache  gewinnen an Hödur, und zum Bühle bringen  Baldurs Mörder?
Bis Alles ich weiß.  Noch wüst ich gerne:
Wer wird uns Rache  gewinnen an Hödur,
und zum Bühle bringen  Baldurs Mörder?


15 - Wala.
15 - Wala.
<br>
Rindur im Westen  gewinnt den Sohn, der einnächtig, Odhins  Erbe, zum Kampf geht.
Rindur im Westen  gewinnt den Sohn,
Er wäscht die Hand nicht,  das Haar nicht kämmt er bis er zum Bühle brachte  Baldurs Mörder.
der einnächtig, Odhins  Erbe, zum Kampf geht.
Er wäscht die Hand nicht,  das Haar nicht kämmt er
bis er zum Bühle brachte  Baldurs Mörder.
Genöthigt sprach ich,  nun will ich schweigen.
Genöthigt sprach ich,  nun will ich schweigen.


16 - Wegtam.
16 - Wegtam.
<br>
Schweig nicht, Wala,  ich will dich fragen bis Alles ich weiß.  Noch wüst ich gerne:
Schweig nicht, Wala,  ich will dich fragen
Wie heißt das Weib,  die nicht weinen will und himmelan werfen  des Hauptes Schleier?
Bis Alles ich weiß.  Noch wüst ich gerne:
Wie heißt das Weib,  die nicht weinen will
und himmelan werfen  des Hauptes Schleier?
Sage das Eine noch,  nicht eher schläfst du.
Sage das Eine noch,  nicht eher schläfst du.


17 - Wala.
17 - Wala.
<br>
Du bist nicht Wegtam  wie erst ich wähnte, Odhin bist du  der Allerschaffer.
Du bist nicht Wegtam  wie erst ich wähnte,
Odhin bist du  der Allerschaffer.


18 - Odhin.
18 - Odhin.
<br>
Du bist keine Wala,  kein wißendes Weib. Vielmehr bist du dreier  Thursen Mutter.
Du bist keine Wala,  kein wißendes Weib,
Vielmehr bist du dreier  Thursen Mutter.


19 - Wala.
19 - Wala.
<br>
Heim reit nun, Odhin,  und rühme dich: Kein Mann kommt mehr  mich zu besuchen
Heim reit nun, Odhin,  und rühme dich:
Bis los und ledig Loki der Bande wird und der Götter Dämmerung  verderbend einbricht.
Kein Mann kommt mehr  mich zu besuchen
</poem>
Bis los und ledig   Loki der Bande wird
und der Götter Dämmerung  verderbend einbricht.
 
== Referenz ==
== Referenz ==
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt von K. Simrock
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt von K. Simrock


[[Kategorie:Nordische Mythologie]]
[[Kategorie:Nordische Mythologie]]

Version vom 7. März 2024, 18:21 Uhr

Das Vegtamskvidha ist das 5. Lied der Göttersagen in der Lieder-Edda.

== Vegtamskvidha ==
=== Das Wegtamslied ===

1 - Die Asen eilten all zur Versammlung und die Asinnen all zum Gespräch:
Darüber beriethen die himmlischen Richter, warum den Baldur böse Träume schreckten?

2 - Ihm schien der schwere Schlaf ein Kerker, verschwunden des süßen Schlummers Labe.
Da fragten die Fürsten vorschaunde Wesen, ob ihnen das wohl Unheil bedeute?

3 - Die Gefragten sprachen: „Dem Tode verfallen ist Ullers Freund, so einzig lieblich.“
Darob erschraken Swafnir und Frigg, und alle die Fürsten sie faßten den Schluß:

4 - „Wir wollen besenden die Wesen alle, Frieden erbitten, daß sie Baldurn nicht schaden.“
Alles schwur Eide, ihn zu verschonen; Frigg nahm die festen Schwür in Empfang.

5 - Allvater achtete das ungenügend, verschwunden schienen ihm die Schutzgeister all.
Die Asen berief er Rath zu heischen; Am Mahlstein gesprochen ward mancherlei.

6 - Auf stand Odhin, der Allerschaffer, und schwang den Sattel auf Sleipnirs Rücken.
Nach Nifelheim hernieder ritt er; Da kam aus Hels Haus ein Hund ihm entgegen,

7 - Blutbefleckt vorn an der Brust, Kiefer und Rachen klaffend zum Biß,
so ging er entgegen mit gähnendem Schlund dem Vater der Lieder und bellte laut.
Fort ritt Odhin, die Erde dröhnte, zu dem hohen Hause kam er der Hel.

8 - Da ritt Odhin ans östliche Thor, wo er der Wala wusste den Hügel.
Das Wecklied begann er der Weisen zu singen, (Nach Norden schauend schlug er mit dem Stabe
Sprach die Beschwörung Bescheid erheischend) bis gezwungen sie aufstand Unheil verkündend.

9 - Wala
Welcher der Männer, mir unbewuster, schafft die Beschwerde mir solchen Gangs?
Schnee beschneite mich, Regen beschlug mich, Thau beträufte mich, todt war ich lange.

10 - Odhin.
Ich heiße Wegtam, bin Waltams Sohn. Wie ich von der Oberwelt sprich von der Unterwelt.
Wem sind die Bänke mit Baugen (Ringen) bestreut, die glänzenden Betten mit Gold bedeckt?

11 - Wala.
Hier steht dem Baldur der Becher eingeschenkt, der schimmernde Trank, vom Schild bedeckt.
Die Asen alle sind ohne Hoffnung. Genöthigt sprach ich, nun will ich schweigen.

12 - Wegtam.
Schweig nicht, Wala, ich will dich fragen bis Alles ich weiß. Noch wüst ich gerne:
Welcher der Männer ermordet Baldurn, wird Odhins Erben das Ende fügen?

13 - Wala.
Hieher bringt Hödr den hochberühmten, er wird der Mörder werden Baldurs,
wird Odhins Erben das Ende fügen. Genöthigt sprach ich, nun will ich schweigen.

14 - Wegtam.
Schweig nicht, Wala, ich will dich fragen bis Alles ich weiß. Noch wüst ich gerne:
Wer wird uns Rache gewinnen an Hödur, und zum Bühle bringen Baldurs Mörder?

15 - Wala.
Rindur im Westen gewinnt den Sohn, der einnächtig, Odhins Erbe, zum Kampf geht.
Er wäscht die Hand nicht, das Haar nicht kämmt er bis er zum Bühle brachte Baldurs Mörder.
Genöthigt sprach ich, nun will ich schweigen.

16 - Wegtam.
Schweig nicht, Wala, ich will dich fragen bis Alles ich weiß. Noch wüst ich gerne:
Wie heißt das Weib, die nicht weinen will und himmelan werfen des Hauptes Schleier?
Sage das Eine noch, nicht eher schläfst du.

17 - Wala.
Du bist nicht Wegtam wie erst ich wähnte, Odhin bist du der Allerschaffer.

18 - Odhin.
Du bist keine Wala, kein wißendes Weib. Vielmehr bist du dreier Thursen Mutter.

19 - Wala.
Heim reit nun, Odhin, und rühme dich: Kein Mann kommt mehr mich zu besuchen
Bis los und ledig Loki der Bande wird und der Götter Dämmerung verderbend einbricht.

Referenz

  • Wikisource : Die Edda - übersersetzt von K. Simrock