Tiresias

Teiresias ist in der griechischen Mythologie (griechisch Τειρεσίας, lateinisch Tiresias; 'Anzeichen, Zeichen') der Sohn des Schafhirten Eueres und der Nymphe Chariklo[1], aus dem Geschlecht des Sparten Udaios. Verschiedene Authoren wie Hesiod, Sophocles, Euripides, Pindar und Ovid erwähnen ihn. Er lebte sieben Generationen lang und begann als Berater von Cadmus, eines Sohnes des phoinikischen König Agenor von Tyros. Aus esoterischer Sicht symbolisiert er die aufwärtstrebende Seele, die mehrere Zyklen durchläuft.

Tiresias schlägt Schlangen

Erblindung

A. Nach der Bibliotheke des Apollodorus 3.6.7 war Teiresias war ein Priester des Zeus. Für seine Erblindung sind mehrere Erklärungen überliefert. Nach Hesiod war Teiresias zunächst ein Priester des Zeus. Als er am Berg Kyllini auf ein Paar sich begattender Schlangen stieß und die weibliche tötete, wurde er in eine Frau verwandelt. (Diese Stelle findet sich auch bei Gaius Julius Hyginus.)
Teiresias wurde dann Priesterin der Hera, heiratete und hatte Kinder, darunter Manto. Nach sieben Jahren traf Teiresias erneut ein Paar kopulierender Schlangen, tötete diesmal die männliche und wurde wieder zum Mann.
Aufgrund der beidseitigen Lebenserfahrung sowohl als Mann als auch als Frau wurde er von Zeus und Hera gebeten zu klären, welches Geschlecht in der geschlechtlichen Liebe mehr Lust empfinde. Zeus hatte sich für die Frauen, Hera für die Männer entschieden.
Als Teiresias Zeus diesbezüglich unterstützte und angab, als Frau habe er neunmal so viel Lust wie als Mann empfunden, ließ die wütende Hera Teiresias erblinden, weil er den Männern das Geheimnis der Frauen preisgegeben hatte. Da Zeus dies nicht rückgängig machen konnte, verlieh er Teiresias zum Ausgleich die Gabe des Sehers und dazu die siebenfache Lebensdauer.

Evtl. handelt es sich bei den Schlangen um Ida und Pingala des Schlangen - Stabes des Yoga - wie auch auf Tarotkarte 10 zu sehen.

B. Nach einer anderen Überlieferung erblickte Teiresias Athene beim Bad. Diese bestraft ihn mit Blindheit. Seine Mutter Chariklo bittet ihre Freundin Athene, dies rückgängig zu machen, doch es war unmöglich. Da Chariklo ihr aber wichtig ist, reinigt Athene Teiresias stattdessen die Ohren, sodass er die Vögel verstehen kann und gibt ihm einen Stab, um sich darauf zu stützen[2]. Dieser Erklärung des Pherekydes folgt Kallimachos in seinem Hymnus Das Bad der Pallas (Hymnen 5,77-136). Teiresias wurde daurch zum Auguren und besaß die Eigenschaft, auch nach seinem Tod in der Unterwelt seine Weisheit zu behalten.

C. Nach Hyginus Mythographus Fabulae 67f. 75 habe er den Menschen die Geheimnisse der unsterblichen Götter verraten und sei dafür zur Strafe geblendet worden.

  • Einen ähnlichen Blinden zeigt auch die Michelspacher Cabala.

Weitere Ereignisse

Als Seher galt Teiresias als unfehlbar. Seine Prophezeiungen sind stets korrekte Sinnsprüche, die er aber widerwillig preisgibt.

Im Drama Sieben gegen Theben von Aischylos tötet Megareus sich aufgrund der Vorhersage Teiresias', dass der freiwillige Tod eines Thebaners Theben retten würde.

Teiresias tritt später auch in den Erzählungen um Ödipus auf. In König Ödipus von Sophokles fordert Ödipus Teiresias auf, ihm bei seinen Nachforschungen zum Mörder des Laios zu helfen. Teiresias verweigert die direkte Antwort und gibt stattdessen den Hinweis, dass der Täter jemand sei, den Ödipus nicht zu finden wünsche.
Als Ödipus selbst als Täter entdeckt ist, sich selbst geblendet hat und nun umherirrt, tritt Teiresias erneut auf, diesmal im Antigone von Sophokles.

Nach Bibliotheke des Apollodor 3.7.3 starb Teiresias, als er Wasser aus der Quelle Tilphussa trank.

Odysseus und Tiresias

Nach seinem Tode wurde er in der Unterwelt von Odysseus besucht, dem er wertvolle Hinweise zum weiteren Verlauf seiner Reise, der Odyssee, gab (besondere bezüglich der Herden des Helios auf Thrinakia), denen Odysseus' Männer aber nicht folgten. Dort leitete er auch die Toten.

Literatur

  • Bernhard Gallistl: Teiresias in den Bakchen des Euripides, Diss., Zürich, Würzburg, Pupille-Druck, 1979
  • Gherardo Ugolini: Teiresias. Untersuchungen zur Figur des Sehers Teiresias in den mythischen Überlieferungen und in der Tragödie, G. Narr, Tübingen 1995, ISBN 3-8233-4871-X

Referenzen

  1. https://www.archive.org/stream/ausfhrlicheslexi11rosc#page/436/mode/1up
  2. Pherekydes in der Bibliotheke des Apollodor 3, 6, 7.

Weblinks