Taoistische Philosophie

Nichts ist getan, und es ist auch nichts mehr zu tun, Lao Tzu

"Das Unglück derer, die nichts begreifen, ist, dass sie sich selbst für klug halten, so dass sie wahre Weisheit sicher nicht begreifen." - Lü Bu We, Frühling und Herbst des Lü Bu We, S. 242[1]

Kircher : China-Illustrata-Principalia-Sinensium-Numina

Die Begriffe der taoistischen Philosophie waren Grundlage vieler Strömungen in China und Inhalt einer umfangreichen daoistischen Literatur.
Selbst der Medizinklassiker Huang Di Nei Jing[2] des gelben Kaisers basierte auf einem taoistischen Weltbild.

Nach Laotze und Chuang Tzu[3](Nanhua zhenjing) prägten Yang Hsiung, Wang Ch'ung, Huai-Nan Tzu, Lieh Tzu(Lie yukou )[4][5] und Yang Chu[6][7] den Taoismus(daojiao).

Höchstes Prinzip

Im chinesischen Denken wird das höchste Prinzip durch die Begriffe Shangdi, Tian und Dao ausgedrückt.

  • Shangdi bedeutet einen Gott, der an einem festen Punkt im Himmel residiert, und unter dessen Augen sich das Weltgeschehen abspielt. Er ist Urheber von allem, was geschieht, bleibt aber selbst dabei untätig. Shangdi manifestiert sich als eine Personifikation der Ordnung in der Natur, der Sittlichkeit und im Ritus. Durch ihn wird die Fülle der zusammenhanglosen Einzelerscheinungen der Welt zu einem geordneten Ganzen zusammengefügt[8] [9].
  • In vielen Texten steht stattdessen der Himmel (tian) als höchstes Weltprinzip. Er ist der Urgrund aller Dinge, der zusammen mit seiner ihm nachgeordneten Gattin, der Erde, alles hervorbringt. Die menschenähnlichen Züge sind allerdings noch geringer. Es wird betont, dass er nicht redet, dass er lautlos und ohne Spur wirkt[10].
  • Dao bedeutet ursprünglich Weg, besonders den Weg der Gestirne am Himmel. Das Wort bezeichnet aber auch den Weg, der zum Ziel führt, die Ordnung und das Gesetz, das in allem wirkt.

Taoistische Philosophie

Die taoistische Philosophie beinhaltet neben dem Tao das Taiji, das Wuji, das Wuwei, Yin und Yang, die 5 Elemente und das Chi. Sie ist teilweise kosmisch orientiert und konzentriert sich dann auf den auf den Polarstern (Stella Polaris, Nordstern, Ursa Minor Alpha) und auf die Sterne des großen Bären.

Die Begriffe Bezeichnungsloses (wu ming) und Nichthandeln (wu wei - das Gegenteil zum Handeln oder you wei) finden sich bereits so wörtlich in den daoistischen Klassikern Daodejing und Zhuangzi.

Im Daodejing wurde das Dao zum ersten Mal als höchstes Prinzip dargestellt. Das Dao wird als etwas Substantielles, wenn auch Unsichtbares gedacht. Bei manchen Philosophen wird es zum Urstoff, aus dem alles geworden ist. Mitunter wird von ihm wie von einem persönlichen Wesen gesprochen.

Das nennbare Dào – ist nicht das absolute (ewige/dauerhafte) Dào. Der nennbare Name – ist nicht der absolute (ewige/dauerhafte) Name. Das Namenlose ist der Ursprung des Universums (von Himmel und Erde). Das Benannte ist die Mutter aller Dinge (der zehntausend Dinge).

Dao gebiert das grenzenlose ewige Eine(Wuji), Die Zwei taucht kreativ aus dem Einen auf, Die Drei entsteht dynamisch aus der Zwei, Die Drei gebiert alle Wesen und Dinge. — Laozi, Dao De Jing, 42

Einige chinesische Metaphysiker wie Wang Bi schrieben über primordiale Nichtexistenz (yuan wu, benwu) als methaphysische Quelle, Ziel und Untergrund für alle existierenden Dinge[11], die auch im Neidan angestrebt wird.

DE

De (deɪ; pinyin: dé; Wade–Giles: te) ist ein Konzept der chinesischen Philosophie das dort mit innewohnender Charakter übersetzt wird. Im Taoismus wird es mit innere Kraft, Integrität, im Konfuzianismus mit moralischer Charakter; Tugend; Moral sowie mit Qualität, Tugend(guna) und im chinesischen Buddhismus mit Verdienst, tugendhafte Taten(punya) übersetzt.

Hun

WU-JI (die - kosmische - Leere) und 'hûn yuán' ( Hun dun[12], das primäre originale Chaos. Ein HUN-DUN (auch HUN-TUN) gilt in der chinesischen Mythologie als Schöpfergott.

Fünf Elemente und Yin-Yang

Wu Xing ( wŭ xíng), auch bekannt als die 5 Elemente, 5 Phasen, 5 Mittel, 5 Bewegungen, 5 Prozesse oder 5 Stufen sind keine Elemente im chemischen Sinne. Diese entstehen aus Interaktionen von Ying und Yang.

Jedes Element erzeugt ein anderes Element bzw. wird abgelöst : Holz von Feuer, Feuer von Erde, Erde von Metall, Metall von Wasser( Sheng Ke Cheng Wu). Im daraus gebildeten Fünfstern steht Holz' oben, darunter Wasser und Feuer usw.. Im Kanon der inneren Medizin sind den Elementen u.a. noch Organe zugeordnet.

San Bao

Sanbao bedeutete ursprünglich die 3 taoistischen Juwelen : Liebe, Genügsamkeit und Verzicht auf Ruhm (Demut):

  • Tao Te Ching, Kap. 67: Hier sind meine 3 Schätze - schütze und bewahre sie : Der erste ist Mitgefühl, der zweite Beschiedenheit und Mäßigung, der dritte die Weigerung, der erste unter allen Dingen unter dem Himmel zu sein.

San Bao(Tao Te Ching, Kap. 67), die Drei Jadeschätze, sind Jing(Essenz)[13], Qi und shen (Geist)[14], das sich aus Jing und Qi entwickelt. Sie entstehen primär aus dem Taiji. Sie betreffen zuerst einmal die Medizin[15].

Das San Bao bedeutet aber auch Körper-Geist-Seele bzw. Erde - Leben - Himmel mit jeweils weiteren Bedeutungen.[16] Es steht

  • Erde für Wind, Wasser und Berge; Yin
  • Himmel für Sonne, Mond und Sterne; Harmonie
  • Mensch für Geist (Shen), Nierenessenz (Jing) und Energie (Qi); (Yang) - die auf körperlicher Ebene aus dem Yuan Qi entstehen.

Die 3 Dan Tians

Die drei Zinnoberfelder (Dan : Dāntián; Tan-t'ien) oder Elixierfelder[17]

  1. Das obere Dantian liegt zwischen den Augenbrauen - Himmel - Elixir(Shen Dan, Shang dantian)
  2. Das mittlere Dantian befindet sich in der Brustkorbmitte - Herz-Geist(Xin Dan)
  3. Das untere Dantian ist einige Zentimeter unterhalb des Bauchnabels im Zentrum des Körpers - Erde - Elixir (Jing - Dan). Es gilt als das Hauptenergiezentrum.

3 Körper

Der taoistische Hsien übt zwar die Loslösung vom Körper und das Wandern im losgelösten Körper, allerdings gibt es hier keine Körper-Astralkörper-Mentalkörper-Kausalkörper-Atman - Lehre[18] oder eine mit dem hohen Trikaya vergleichbare Lehre.

Im Taoismus werden : jing , 3 Dan Tians(Energiefelder) und shen(Geist) als Basis des Entwicklungs- und Transformationsprozesses behandelt.

Die 3 Kräfte

hun
  • shen (Geist) [19] korrespondiert mit der Yang - Energie und wird von hun(trübe Seele) und po(weisse Seele) begleitet[20][21].

In Rolle 2 des Huangdi Neijing Lingshu ist zu lesen[22] :

Shen ruht im Herzen und in den Gefäßen; hun(menschliche Seele) ruht in der Leber, und po (Vitalität) ruht in der Lunge. hun und po lombinieren zusammen mit der fruchtbaren Essenz (jing) und erwecken den Geist (shen).

hun und po erinnern damit an die zwei vitalen und geistigen Säulen der europäischen spirituellen Alchemie.

  • jing korrespondiert mit der materiellen Yin-Form der Erde
  • Qi korrespondiert mit den atmoshärischen Energien als Produkt der Interaktion zwischen Himmel und Erde.
po (bai - gui)

Man kann die 3 Kräfte auch als 3 Formen des Chi ansehen:

  • Tian Qi (Himmlische Energie) der Sterne, der Sonne, des Mondes und der Planeten
  • Di Qi (Erd - Energie)
  • Da Chi (Atmospherisches Qi)

Das Erlernen der Verbindung mit den 3 Schätzen und ihrer 3 Kräfte fördert den Fortschritt und kann die körperlichen Kräfte stärken, die Gesundheit und Vitalität wiederherstellen und auf die Rückkehr zum Ursprung vorbereiten.

Wuwei

Wu wei bedeutet 'nicht handeln' im Sinne von 'das Tao handeln lassen: Sein Gegenteil ist 'You wei' oder Tun. Das Dao vereint die Gegensätze.

Richard Wilhelm drückte es so aus : Dieses Nicht-Handlen ist keine Untätigkeit sondern nur absolute Empfänglichkeit für das, was sich von jenem metaphysischen Grunde aus im Individuum auswirkt.

Die gezielte bewusste Befolgung bringt das Problem der Erkenntnis dessen mit sich, was aus dem direkten Tao stammt, und was indirekte Wirkungen des Tao sind bzw. was nicht - und nicht zuletzt wirkt das Tao sowieso in allen Dingen.

Erst der ganz fortgeschrittene Adept handelt nicht mehr aus dem Ich, sondern ist fest mit der spirituellen Seite verwurzelt, woraus sich eine bestimmte taoistische Ethik über Qi-Shen-Ren ableitet.

Ziran

Das Wort 'ziran'(selbst so; so aus sich selbst bzw. natürlich, von selbst, auf natürlichen Wege, dem Lauf der Dinge gemäß] erscheint im Daodejing (17, 23, 25, 51) und bezieht sich auf die Struktur des Dao. Es kann als positiver Gegensatz zum Wuwei angesehen werden[23][24]. Bei den frühen Daoisten (daojia) des dritten bis vierten Jahrhunderts galt es als der natürliche Zustand des sich ständig entfaltenden Universums und aller Dinge, sofern sie sich in Übereinstimmung mit dem Dao entwickeln.

Pu

Pu ('Einfachheit' ; G.W. : p’u) ist im Daodejing eine Metapher für einen Zustand im Einklang mit dem spontanen(ziran) entfalten des Kosmos. Das Daodejing rät Herrschern, diesen Zustand zwecks effektiver Regentschaft zu kultivieren.

Hsien

hsien oder Unsterbliche : Im Pao-p'u-tzu beschreibt Ko Hung drei Grade.

  • die Befreiung von der Leiche (shih chieh), wobei diese Adepten nicht in der Lage sind, ihre Körper während eines Lebens ausreichend zu transformieren.
  • Irdische Unsterbliche erreichen einen unsterblichen Körper, sind aber nicht in der Lage, zum Himmel aufzusteigen. Sie bewohnen heilige Berge, ferne Inseln und paradiesische Regionen auf Erden.
  • Himmlische Unsterbliche steigen im hellen Tageslicht zum Himmel auf in metamorphotisierten Körpern.

Sie werden auch "fliegende Unsterbliche" genannt und leben unbegrenzt lange auf Erden, um die taoistischen Lehren zu bewahren.

Die hsien sind aber eher magisch entwickelt und nicht voll erleuchtet wie ein Zhenren.

Daoistische Schriften

Im ersten Reich ließ Kaiser Shi Huang-ti 213 v. Chr. nicht nur Bücher verbrennen sondern auch Gelehrte lebendig begraben. [25] In neuer Zeit ordnete Ch'ien-Lung Bücherverbrennungen an. Die daoistischen Bücher waren aber weniger betroffen.

Der Begriff Daozang('Kanon des Weges')[26] beinhaltet den daoistischen Kanon[27] von ursprünglich 1400 Texten, den taoistische Mönche sammelten.

Die taoistische Philosophie bezieht sich auch auf Laotzes Tao Te King und auf das I Ging (Buch der Wandlungen)

Literatur

  1. Das Tao-Handbuch: Taoistische Philosophie, Meditation und Medizin, heilige Berge und innere Alchimie, Gérard Edde - Sylvia Luetjohann
  2. Die Drei Schätze des Dao: Über die Harmonie von Körper, Geist und Seele, Thomas Cleary, Edition Steinrich; 2012, ISBN-10: 3942085283 ISBN-13: 978-3942085281
  3. Huangdi Neijing Lingshu , Wu Jingnuan (Übersetzer), Ling Shu, 1993 Taoist Center, Washington, D.C. ( : Hun,po,shen)
  4. Jefferson, R.B., Doctrine of the Elixir. Coombe Springs Press 1982. ISBN 0-900306-15-7
  5. Routledge Encyclopedia of Taoism, Fabrizio Pregadio
  6. Athanasii Kircheri ... China monumentis PDF -captcha einzugeben!
  7. Foundations of Taoist Practice
  8. Foundations of Internal Alchemy: The Taoist Practice of Neidan, Fabrizio Pregadio
  9. Antonio S. Cua : Encyclopedia of Chinese philosophy, Routledge, 2003
  10. OE 42 (2000/01) Vom „Handeln“ im Dao De Jing - Eine syntakto-semantische Analyse des Ausdrucks wu wei PDF
  11. I Ging - Buch der Wandlungen
  12. Bücher zur chinesischen Philosophie
  13. Girardot, Norman J., Myth and Meaning in Early Taoism: The Theme of Chaos (Hun-Tun), University of California Press, 1983
  14. Taipingjing : Klassiker des höchsten Friedens
  15. Ge hong PDF
  16. Foundations of Taoist Practice
  17. Kommentar zum Wuwei PDF
  18. Ziran PDF
  19. Taoist teachings. Translated from the Chinese, with introd. and notes by Lionel Giles (1912) PDF
  20. Lieh Tzŭ
  21. Wikisource : Taoist teachings from the book of Lieh Tzŭ
  22. Taoism Resources
  23. Der philosophische Taoismus
  24. Das daoistische Streben nach Unsterblkichkeit
  25. Wiley Online Library : The Wiley-Blackwell Companion to Chinese Religions

Referenzen

  1. http://www.zeno.org/Philosophie/M/L%C3%BC+Bu+Wei/Chunqiu+-+Fr%C3%BChling+und+Herbst+des+L%C3%BC+Bu+We
  2. http://www.shen-nong.com/eng/history/zhou.html
  3. http://www.chebucto.ns.ca/Philosophy/Taichi/chuang.html
  4. http://www.taopage.org/liehtzu_work.html liehtzu
  5. http://resources.taopage.org/docs/liehtzu.pdf
  6. (http://www.taopage.org/liehtzu_work.html)
  7. http://www.chebucto.ns.ca/Philosophy/Taichi/after.html
  8. http://www.princeton.edu/~achaney/tmve/wiki100k/docs/Shangdi.html
  9. http://ilookchina.net/2010/08/30/shangdi-chinas-god-of-creation/
  10. http://en.wikipedia.org/wiki/Tian
  11. LUSTHAUS, DAN (1998). Buddhist philosophy, Chinese. In E. Craig (Ed.), Routledge Encyclopedia of Philosophy. London: Routledge. Retrieved April 08, 2015, from http://www.rep.routledge.com/article/G002SECT12
  12. https://en.wikipedia.org/wiki/Hundun#Daoist_texts
  13. http://www.shiatsu-austria.at/einfuehrung/einfuehrung_41.htm
  14. http://www.lfri.nl/articles/C4-qxjj-tcmf.pdf
  15. https://en.wikipedia.org/wiki/Three_Treasures_%28traditional_Chinese_medicine%29
  16. http://yang-sheng.com/?p=2861
  17. https://de.wikipedia.org/wiki/Dantian
  18. //en.wikipedia.org/wiki/Septenary_%28Theosophy%29 Septenary
  19. https://en.wikipedia.org/wiki/Shen_%28Chinese_religion%29
  20. https://en.wikipedia.org/wiki/Hun_and_po
  21. http://www.yellowbridge.com/onlinelit/daodejing10.php
  22. What is Shen
  23. http://www.confuchina.com/05%20zongjiao/Lao%20Zi%27s%20Concept%20of%20Zi%20Ran.htm
  24. https://en.wikipedia.org/wiki/Ziran
  25. http://wenhua.hypotheses.org/686
  26. http://www.daozangjiyao.org/DZJY_E/Daozang_Jiyao.html
  27. http://www.daoiststudies.org/dao/collection-of-daoist-texts

Weblinks