Satyadvaya

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Der Begriff Satyavada umschreibt im Madhyamaka die zwei Wahrheiten, die höchste Wahrheit (don dam bden pa, paramārtha-satya) und die konventionelle Wahrheit (kun rdzob bden pa, samvṛti-satya).

Der Buddha lehrte, die erscheinende Welt sei nichtig und wertlos, da sie Nicht-Ich(anatma)ist und unbeständig(anitya) und leidvoll(duhkha), und er stellte ihr das transzendente Nirvana als einzige absolute höchste Wirklichkeit(paramamariyasaccam) gegenüber. Der Tathagata erkennt nicht die höchste Wirklichkeit sondern ist diese.
(Später wurde im Mahayana der Begriff der Buddhanatur als höchste Essenz entwickelt, der allerdings nicht allgemein akzeptiert wurde.)

Im Pali-Kanon wird nicht zwischen niederer und hoher Wahrheit sondern zwischen zwei Arten des Ausdrucks derselben Wahrheit unterschieden, die verschieden ausgelegt werden müssen :

  1. Nītattha (Pāli; Sanskrit: nītārtha, von einfacher und klarer Bedeutung) und
  2. neyyattha (Pāli; Sanskrit: neyartha, mit einem Sinn, der nur vermutet werden kann).

Was einfach und klar ist hängt aber von der individuellen Erkenntnisfähigkeit ab.

  • Satyadvaya - Die zwei Wirklichkeiten, Bodhicaryavatara von Shantideva IX, 2 u.a.  : "Die konventionelle und die absolute, diese zwei Wirklichkeiten nehmen wir an. Die [absolute] Wirklichkeit ist nicht Gegenstand des Erkennens. Das Erkennen wird als Konvention/Verhüllung bezeichnet."(samvftih paramarthasca satyadvayam idam matam/buddher agocaras tattvam buddhih samv[-tirucyate)

Die zwei Wirklichkeiten

Im Mahayana wird die Lehre von der Nichtigkeit der Welt dahingehend umgedeutet, daß sie in der Weise, in der sie erscheint, nicht existent ist. Das würde aber einen Nihilismus bedeuten, der dem Buddhismus generell fremd ist. Es war also notwendig, gleichzeitig ein weltimmanentes Absolutes anzunehmen, ein absolutes Wesen der Welt.

Erklärungsmodelle

Bezüglich der Beschaffenheit dieses Absoluten und seines Verhältnisses zur Erscheinungswelt bietet das Mahayana im Wesentlichen zwei Erklärungsmodelle, die die zwei philosophischen Hauptrichtungen bestimmen:

1. Die Yogacara - Schule erklärt den Geist als das einzige wirklich Existente, und die Objekte der Erscheinungswelt seien Abbildungen oder Manifestationen dieses Bewußtseins.

2. Das Madhyamaka entwickelte im Gegensatz dazu, aber auf der Basis älterer Grundlagen, die Lehre von den zwei Wirklichkeiten oder Wahrheiten(satyadvaya) :

  1. paramarthasatya - die absolute Wirklichkeit - das absolute Wesen der erscheinenden Dinge
  2. samijtisatya, die relative oder konventionelle Wirklichkeit der Welt, die Dinge, wie sie gewöhnlichen

Menschen erscheinen. Sie ist trügerisch und von der Warte der absoluten Wirklichkeit gesehen falsch

Aufgrund der oft radikalen Formulierung dieser Tatsache war das Madhyamaka dem Vorwurf des Nihilismus sowohl in der Auseinandersetzung mit anderen religiösen Traditionen als auch in seiner Rezeption durch den Westen ausgesetzt.

Es besteht aber auch die Gefahr des entgegengesetzten Mißverständnisses, nämlich die absolute Wirklichkeit in einer substanzialistischen Deutung als eine absolute und unabhängige Entität zu verstehen.

Ein derartiges Verständnis des Madhyamaka ist daher nicht angebracht : Auch die konventionelle Wirklichkeit ist nicht vollkommen nicht existent, und auch die absolute Wirklichkeit ist nicht in absolutem Sinn existent. [1]

Jnanagarbha

Jnanagarbha entwarf im achten Jahrhundert diese Lehre der zwei Wahrheiten, die absolute Wahrheit( paramarthasatya, Pāli paramattha sacca, Tibetan: don-dam bden-pa ) und die empirische Wahrheit ( samvritisatya, Pāli sammuti sacca, Tibetan kun-rdzob bden-pa )[2].

Kommentar

Es ist nicht unlogisch zwischen einer höchsten und einer relativen Wahrheit zu unterscheiden. Allerdings bestehen Abstufungen zwischen der Ebene der höchsten Bewusstseinskraft und unserer Ebene unbewusster (Avijja) in Schwingung befindlicher Materie, die im Buddhismus als Ebenen Maras angesehen werden. Aus der Sicht der Physik trifft eher die Sichtweise des Yogacara der Welten als Manifestationen zu. Schon Vasubandhu schrieb offen von den Möglichkeiten der Formulierung von Gesetzmässigkeiten.

Die empirische Erkenntnis ist durch die Sinne begrenzt und daher fehlerbehaftet und von Randbedingungen abhängig. Ein Mittel korrekter Erkenntnisformulierung ist die Mathematik, selbst wenn sie in der Physik nur Modelle beschreibt. Die Mathematik ist in sich wahr, und die Gesetze sind innerhalb von Randbedingungen wahr. Unsere Welt besteht nicht nur aus Formen sondern aus Schwingungsformen, Gleichgewichtszuständen und Regulatorien, ohne die die biochemische Welt nicht möglich wäre. Der Hinduismus würde diese Gesetze als Spätfolge der Schwingungseinwirkung des atmischen Lichtes auf die Maya zurückführen.

Wird eine Energie in eine andere Form transformiert, so verliert sie eventuell den Bezug zur usprünglichen Energieform. Sie folgt dann eigenen Gesetzmässigkeiten, und es bedarf einer Energie zur Rücktransformation, so dass man nicht wirklich von einer reinen Illusion sprechen kann.

Schon in der heutigen empirisch arbeitenden Physik stellen beispielsweise die newtonschen Gesetze eine Wahrheit dar, die in der Atomphysik und in der Relativitätstheorie nicht mehr gilt.
Im Hintergrund stehen hier ganz andere Gesetze als die in Elektrotechnik und Mechanik vorherrschenden. Raum und Zeit gewinnen eine andere Bedeutung.

Die Frage nach einer letztendlichen Energie wird so aber auch nicht beantwortet : Warum existiert nicht gar nichts... Ist also doch alles letztendlich eine Selbsttäuschung - wer hat eine Antwort - die mir bekannten Meister hatten es nicht.

Literatur

Dazu auch

Referenz

Weblinks