Samkhya

Das zwischen 500-800 BCE verfasste Samkhya (Sanskrit, n., सांख्य, Sāṃkhya; auch Sāṅkhya) gilt als eines der ältesten philosophischen Systeme und als eine der sechs orthodoxen (astika) Schulen Indiens. Es hatte seine Blütezeit zwischen 400v.Chr. und 700 n.Chr..
Der Name wird schon im Kauṭilīya-Sūtra[1] und in der Śvetāśvatara-Upaniṣad erwähnt.

Die Überlieferung nennt Kapila als Begründer des Systems und Autor des Samkhya-Sutra. Dessen bis heute überlebende Version ist aus dem vierzehnten Jahrhundert. Als wichtigste Textquelle des Samkhya gilt die Samkhya-Karika von Ishvarakrishna, eine Sammlung von insgesamt 72 Lehrstrophen.

Die Schöpfungen der Prakriti

Das System des Samkhya ist ein dualistisches Dvaita-Sytem. Alle alten Texte weisen darauf hin, daß als Samkhya eine Lehre bezeichnet wurde, die einen Universalen Geist als Urgrund der Vielheit annahm und sich im Aufzählen der Weltelemente von den älteren Upanishaden unterschied.

Philosophie

Im Zentrum der Philosophie des Samkhya steht die Darstellung der "25 Wirklichkeiten" (tattvas) und die damit verbundene Lehre von Evolution und Involution. Dabei unterscheidet es zwischen unbestimmten (nirvikalpa) Wahrnehmungen und bestimmten (savikalpa) Wahrnehmungen. Samkhya legt dabei Wert auf eine präzise Beschreibung.

Das Samkya hat als dualistisches System den Purusha und die Mula-Prakriti(Maya) als Ursprünge[2].

Es existieren 2 Sichtweisen des Kausalitätsprinzips in der indischen Philosophie[3]:

  • Satkaryavada (Vorexistenz eines Effekts in einer Ursache):
  • Asatkaryavada (Nichtexistenz des Effektes in einer Ursache):

The Samkhya als auch Vedanta unterstützen das satkaryavada, allerdings mit etwas unterschiedlicher Interpretation.

  • Prakriti - parinamavada : Effekt als wirkliche Umsetzung(parinama) der Ursache
  • Brahma - vivartavada (Advaita - Vedanta): Die Transformation ist nur scheinbar, da Brahman die einzige wirkliche Ursache ist und die Welt eine verzerrte Erscheinungsform der Ursache ist.

Die vollständige Erlösung aus dem Wiedergeburtenkreislauf (Moksha) steht auch im Samkhya im Vordergrund. Sie geht einher mit der Beendigung von drei Arten des Leidens (duhkha):

  • adhyatmika (Leiden unter physischen oder psychischen Krankheiten),
  • adhibhautika (von Außen zugefügtes Leid durch Umwelteinflüsse oder Gewalt anderer)
  • adhidaivika (Leid durch Naturgewalt, Umweltkatastrophen oder übernatürliche Phänomene)

Weltbild

Das Samkhya ist eine Aufzählung (sankhya) oder Analyse des Universums. Es vertritt im Rahmen seiner Metaphysik grundsätzlich einen Dualismus(Dvaita).

Es beginnt mit der Feststellung, dass die Welt voll von Nöten von drei Arten ist, physische (aclhibkautika), üernatürliche (adhidaivikd) und körperlichen (adhyatmika). Diese sind die Ergebnisse der Eigenschaften der Materie (Prakriti) und nicht seiner untrennbaren übereinstimmenden Intelligenz des Bewusstseins(Purusha). Die untrennbaren Prakrti und Purusha sind in sich selbst ausreichend für die Gesamtheit der Phänomene des Universums.

Die Idee eines Schöpfers wird von den frühen Sankhyas als rein redundantes Phantom der Philosophie angesehen. Purushas sind jeweils ein Zentrum des einfachen Bewusstseins und bleiben immer unveränderlich und einzigartig. Prakriti ist das Substrat, in dem die drei Eigenschaften, Passivität (sattwa), Energie oder Aktivität (rajas) und Grobheit(Tamas) in einem Gleichgewichtszustand existieren. Energie bewegt die anderen zwei, und die Evolution beginnt.

Durch die erste Differenzierung der Prakriti entsteht Mahat, der Keim der Individualität, der Ahankara oder Individualität entstehen lässt. Ahankara erschafft unter dem Einfluss von Energie aus seinen passiven und groben Seiten die elf Organe der Handlung und Wahrnehmung, intern und extern, und die fünf Zustände (Tanmatras), die der Bildung von Materie vorangehen.

Das Weltgeschehen wird also auf zwei fundamentale Prinzipien zurückgeführt:

  • Purusha : passiver bewusster Geist (Purusha)
  • Prakriti : aktive unbewusste "Urmaterie" oder "Natur"

Der entfalteten(vyakta) oder manifestierten (sambhuti) Urmaterie Prakriti werden im Samkhya drei Gunas (Eigenschaften) zugeordnet:

  • Sattva (das Seiende, Reinheit, Klarheit)
  • Rajas (Bewegung, Energie, Leidenschaft)
  • Tamas (Trägheit, Finsternis, Schwere)

Aus der Prakriti entstehen zehn Sinnesorgane (indriyani).

Aus der Urmaterie (mulaprakriti) entspringt die kosmische Intelligenz oder höhere Vernunft (mahat oder buddhi), und daraus das Ichbewusstsein (Ahamkara). Das Ichbewusstsein ist seinerseits der Ursprung des Denkvermögens (manas), aus dem die zehn Sinnesorgane (indriyani) entstehen. Das ganze beschreibt den Aufbau der Mentalebene bzw. des Swar-Loka. Es bilden sich insgesamt 25 Tattvas sowie ein punktförmiges Urteilchen (atma-)anu, das Wellen aussendet und die Basis für die Schöpfung darstellt.

Die Aufzählung der Tattvas in Samkhya ist auch in der Taittiriya Upanishad, in der Aitareya Upanishad und im Yajnavalkya-Maitri - Dialog in der Brihadaranyaka - Upanishade zu finden.

Die Beziehung zwischen Purusha und Prakriti ist entscheidend für Patanjalis Ashtanga Yoga-System, das aber das Konzept des Ishvara hinzufügt.

Die weitere Manifestation (vyakta) vollzieht sich ohne aktive Einwirkung des Purusha, der in seinem Wesen stets unbeteiligter Zuschauer(sakshin) und als jenseits von Raum, Zeit und Kausalität und als ewig rein und frei angesehen wird. Er löst durch seine bloße Gegenwart, die weitere Evolution aus. Nur Buddhi interagiert mit dem Purusha.

Ein alldurchdringendes Wesen in der Gestalt einer "letzten Wirklichkeit" bzw. eines "Einen"(Ishvara, Brahman) wird in der klassischen Version des Samkhya ausgeschlossen.

Ein Wissen um die Rolle des Purusha als "wahres Ich" des Menschen und als von jeglichem Leiden unberührter Zuschauer des schöpferischen Geschehens von Prakriti - nur in deren Sphäre existiert im Samkhya Leiden - ist bereits kaivalya (Unabhängigkeit), das nach dem physischen Tod das Ende aller Wiedergeburten und jeglicher Karma-Bindung mit sich bringt. Der "Jiva" ist der Zustand in welchem der puruṣa an die prakriti durch den Klebstoff der Begierde gebunden ist.

Der Praktizierende entwickelt durch Meditation das dritte Auge und sieht die Prakriti, die mit den Transformationen verschwindet und das Selbst allein zurücklässt. Alle konventionellen Phänomene verschwinden so aus dem Geist des Yogis, was als Befreiung angesehen wird.

Literatur

  • The Sankhya Karika of Iswara Krishna, an exposition of the system of Kapila, with an appendix on the Nyaya and Vaiseshika systems, By John Davies, Published by Trübner & Co.,London - 1881

Referenzen

Weblinks