Hermopolis

römische Basilika in Hermopolis

Das oberägyptische Hermopolis Magna ('die Große' Stadt des Hermes; ägypt. Chemenu) wird in griechischen Inschriften bereits als Die Große, Alte und Glänzende bezeichnet. Es gibt drei weitere namensgleiche weniger bekannte Städte Hermopolis Mikra im 3. unterägyptischen Gau, ein Hermopolis im 6. unterägyptischen Gau nahe Buto (Antikes Ägypten) sowie ein Hermopolis im 16. unterägyptischen Gau nahe al-Mansura.

Das oberägyptische Hermopolis Magna liegt 7 km nordwestlich von Mallawi am Nil. Es war in römischer Zeit eine Großstadt mit wohl über 30.000 Einwohnern.
Seine Ursprünge liegen in der Zeit nach 3000 v. Chr., als im Landesinneren ein königlicher Verwaltungsort gegründet wurde.

Kultus

Die Hauptgottheit von Hermopolis war Thot, der 'Herr von Chemenu', als dessen heilige Tiere Pavian und Ibis gelten. Er war der Gott des Wissens und Schreibens und erhielt als Stadtgott die Rolle des Schöpfergottes. Seine Gemahlin war ursprünglich wohl die hasengestaltige Göttin Unut, die 'Herrin von Wenu', die zur Zeit des Neuen Reiches dann zu Nehemetawai wurde. Im Mythos von Horus und Seth hat Thot die Rolle des Schiedsrichters.

Daneben ist der Gaugott Aha belegt, sowie Schepsi in Chemenu, der lunare Züge trägt. Chemenu, der ägyptische Name der Siedlung, bedeutet Achtheit, was für eine achtköpfige Göttergruppe von Hermopolis steht. Deren Gestalten tragen Schlangen-, Frosch- und Widderköpfe.
Im Mittleren Reich wurde von Amenemhet II. ein Tempel des Thot gebaut. Im Neuen Reich wurde der Thot-Tempel von Hatschepsut restauriert. Amenophis II. errichtete eine Kapelle und Amenophis III. stiftete Pavianstatuen für den Tempel .
Ramses II. erweiterte den Tempelbezirk um eine Umfassungsmauer mit Eingangspylon und begann mit der Errichtung eines kleinen Amuntempels südwestlich des Thottempels. Weiter südlich begann er einen weiteren Tempel, der von Merenptah vollendet wurde. Merenptah ließ auch am Amuntempel weiterbauen, der jedoch erst unter Sethos II. fertiggestellt wurde. Mehrere Kapellen innerhalb des Thotbezirkes werden Ramses III. zugeschrieben.

In der Saïtenzeit wuchs der Thot-Kult weiter an, und unter Nektanebos I. wurden Neubauten und Restaurierungsarbeiten im Tempelbezirk durchgeführt. Weitere Bautätigkeiten geschahen unter Nektanebos II., Petosiris, Alexander III. und IV., und den Ptolemäern.

Achtheit von Hermopolis

Amun-Tempel des Merenptah/Sethos II., Tordurchgang, el-Aschmunein

In Hermopolis sah man acht Urgötter als Ursprung der Schöpfung, die sog. Achtheit von Hermopolis (Ogdoad, Khmounoun).
Diese besteht aus vier Paaren von je einer männlichen und einer weiblichen Gottheit, die jeweils ein Element der Schöpfung symbolisierten.

  1. Nun und Naunet stellten das Urgewässer dar,
  2. Heh und Hauhet die Endlosigkeit des Raumes,
  3. Kuk und Kauket die Urfinsternis.
  4. Das vierte Paar wurde mehrfach geändert. Ab dem Neuen Reich bestand es in Amun und Amaunet, die die Unsichtbarkeit und die Luft symbolisierten.

Diese Gottheiten waren nach dem hermopolitanischen Schöpfungsmythos die Mütter und Väter des Sonnengottes. Dieser habe das Licht in die Welt gebracht und damit den Beginn aller weiteren Schöpfungen verursacht.

Die hermopolitanische Kosmogonie beinhaltet eine Urhügelvorstellung. Die Materie wird durch die Acht Urgötter der Schöpfung gebildet, entstanden aus dem chaotischen, feuchten Urozean.

Geschichtsperioden

Literatur

Nefertiti schägt einen weiblichen Gefangenen auf einem königlichen Lastkahn - gefunden in Hermopolis, aus der Regierungszeit von Echnaton, 1353-1336 B.C
  • Kurt Sethe: Amun und die Acht Urgötter von Hermopolis, W. de Gruyter, Berlin, 1929
  • Reisefuehrer Aschmunein Hermopolis
  • Günther Roeder: Hermopolis 1929-1939. Ausgrabungen der Deutschen Hermopolis-Expedition in Hermopolis, Ober-Ägypten. Gerstenberg, Hildesheim 1959.

Weblinks