Gandavyuha-Sutra

Das Gandavyuha-Sutra( (Skt. Gaṇḍavyūhasūtra, Wyl. mdo sdong po bkod pa; Sutra des Eintritts in den Bereich der Realität) gilt als Vorläufer des Avatamsaka Sutra und wurde als dessen Kapitel 39 integriert. Der ursprüngliche Sanskrittext erfuhr chinesische Übersetzungen[1] und eine englische und eine deutsche Übersetzung als Teil des Kegon - Sutra.

Das Gandavyuha-Sutra wurde das erste Mal vom Mönch Shengjian zwischen 388 and 408 A.D. ins Chinesische (T 294) übersetzt.
Zwischen 796-798 erstellte der kashmirische Mönch Prajña (ch.: Po-jo; jp.: Hannya) / Banruo[2] während der Regentschaft des Herrschers Dezong (785-805) der Tang Dynastie in Ch’ang-an eine Übersetzung ins Chinesische[3]

Später erfuhr es u.a. durch Bodhibhadra(T 278, NJ87) im Rahmen der Übersetzungen des Avatamsaka Sutra weitere Übersetzungen.

Das Sutra wurde auch in den Reliefs von Borobudur verewigt, wie auch die Legende von Manohara und Prinze Sudhana, die im Divyavadana hinterlegt ist. Ein inskriptionaler Text davon, begleitet von Gemälden, befindet sich noch heute an den Tempelmauern des nordinischen Klosterkomplexes von Tabo(Tabo Chos-Khor) aus dem 10. Jahrhundert[4]

Inhalt

Das Sutra beinhaltet die Pilgerfahrt eines Pilgers namens Sudhanakumâra zu 52 geistigen Freunden und Ratgebern. Sudhanakumâra ('Kind des Reichtums ; Shàncáitóngzǐ; Wade–Giles: Shan-ts'ai-t'ung-tzu) ist in China mehr als Sudhana('Roter Junge') und Shancai oder Shancai Tongzi bekannt.

Diese Reise zu 52 Lehrern, die immer weitere Befreiungen vermitteln, kann auch als verschleierte Darstellung der ersten 19 Stufen des universellen Pfades bis zum Parinirvana gesehen werden. Das Wort gaṇḍa bedeutet auch Sprache mit doppelter Bedeutung. Schon D. T. Suzuki schlug vor, das Gandavyuha - Sutra als Geschichte des sich entfaltenden und ausdehnenden Bewusstseins eines Suchers anzusehen.

Guanyin im Bodhisattva-Schmuck, an ihren Knien auf dem Lotosthron Shancai(Sudhana) und Longnü(Drachentochter) - nur in der chinesischen Version

Die Erzählung verbreitete sich im asiatischen Raum, wobei Sudhana verschiedentlich zusätzlich die Tochter des Drachenkönigs zugeordnet wurde[5].

Es wurde auch (Yuandun jiao) eine dreifache Aufteilung der obigen 52 Stufen vorgeschlagen :

  1. Asamkhyeya : vom 11. Aufenthalt bis zur 40. Übertragung
  2. Asamkhyeya : von der 41. Etappe bis zur 47. Stufe
  3. Asamkhyeya : von der 48. Etappe bis zur 51ten, dem Samyaksambodhi (Absolute Universal-Erleuchtung)

Danach als 52te der Samyaksambodhi (Absolute Universal-Erleuchtung), die letzte wunderbare Erleuchtung

Im Universellen Pfad entsprechen

  1. 1 - 27 (Avalokiteshvara) den Stufen 1 - 12
  2. 28 - 53 den Stufen 13 - 19

Sudhanas Pilgerreise

Ein junger Pilger namens Sudhana geht auf Geheiß des Bodhisattva Manjushri auf eine Pilgerreise und trifft 52 'Meister'(kalyāṇa-mittatā) auf seiner Suche nach Erleuchtung und Allwissenheit aus allen Lebensbereichen.

Die Reise führt ihn zum zukünftigen Buddha Maitreya, zu Mönchen und Nonnen, zu einem Kapitän und zu einem Mädchen namens Vasumitrā('Ausgezeichneter Freund'), die auch ein weiser Bodhisattva ist. Weiterhin führt sie ihn zu einem Liebespaar, zu Asketen, zu Nachtgöttinnen, zu Bodhisattvas und so weiter.

Die drittletzte Meister von Sudhanas Wallfahrt ist Maitreya. Hier trifft Sudhana den Turm von Maitreya, der zusammen mit Indras Netz eine Metapher für das Unendliche ist, das mit der Erleuchtung des Nirvana verbunden ist.

In der Mitte des großen Turms sieht Sudhana das Universum der Millarden von Welten, und überall ist Sudhana zu Maitreyas Füßen. Sudhana sieht Maitreyas Praktiken und sieht über zahllose Äonen (kalpa). Sudhana sieht die ganze übernatürliche Manifestation, versteht sie, kontempliert sie, benutzt sie als Mittel, verinnerlicht sie und sieht sich selbst dort.

Sudhana und Lehrer Manjushri

Der vorletzte Meister, den Sudhana besucht, ist der Weisheits - Bodhisattva Manjushri, so dass sich der Kreis schliesst.

Das Gandavyhua kommentiert, dass wir mit einer subtilen Verschiebung der Perspektive sehen können, dass die Erleuchtung, die der Pilger so inbrünstig suchte, nicht nur in jeder Phase seiner Reise bei ihm war sondern schon vorher, und dass Erleuchtung nicht etwas zu gewinnendes ist sondern etwas, von dem der Pilger sich nie trennte.

Der letzte besuchte Meister ist Bodhisattva Samantabhadra, der ihn belehrt, dass Weisheit nur zum Zwecke der Umsetzung in die Praxis existiert und sie nur gut ist, wenn sie zum Wohle aller Wesen eingesetzt wird. Sudhana erreicht die Gleichstellung mit Samantabhadra und allen Buddhas und ein universelles kosmisches Bewusstsein.

Samantabhadra schliesst mit einem Gebet des Strebens nach Buddhaschaft ab, das auch von den Praktikern von Atiśas Bodhipathapradīpa verwendet wird, der Grundlage der Lamrim - Texttraditionen.

Ein bekanntes Zitat :
O Edler, denke von dir selbst als von jemandem der krank ist,
vom Dharma als Abhilfe
von deinem spirituellen Lehrer als deinem geschickten Arzt
Und von einer gewissenhaften Praxis als dem Weg der Besserung.
(Śākyamuni, Gaṇḍavyūha Sūtra)

Sudhana verabschiedet sich von Vasumitra (Borobudur)

Literatur

  • The pilgrimage of Sudhana: a study of Gandavyuha illustrations in China, Jan Fontein, 1967, Walter de Gruyter, ISBN: 978-3-11-119158-4 ISBN 978-3-11-156269-8.
  • P. K. Vaidya, Gandavyuhasutra, Buddhist Sanskrit Texts, No. 5 (Darbhanga, Mithila Institute 1960) - editierte originale Sanskrit - Ausgabe
  • Toh 585 / 941 : Essence of the Gaṇḍavyūha (སྡོང་པོ་བཀོད་པའི་སྙིང་པོ། · sdong po bkod pa'i snying po)
  • Thomas Cleary, Entry into the Realm of Reality: The Gaṇḍavyūha, Boston, Shambhala, 1989, ISBN-10: 0877734844 ISBN-13: 978-0877734840
  • Entry into the realm of reality: The guide, Band 3, Tongxuan Li, Thomas F. Cleary, Shambhala 1989
  • Dorothy Wong : The HUAYAN/KEGON/HWAŎM PAINTINGS IN EAST ASIA
  • Gandavyuha-Sutra Corrections, Suzuki, Verlag Kyoto, The Society for the Publication of Sacred Books of the World, 1949, OCLC-Nummer: 80309940.
  • Sudhana's miraculous journey in the temple of the Ta pho: the inscriptional text of the Tibetan Gaṇḍavyūhasūtra edited with introductory remarks, Ernst Steinkellner, Istituto italiano per il Medio ed Estremo Oriente, 1995

Referenzen

Weblinks