Fiölsvinnsmal: Unterschied zwischen den Versionen

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Das ''Grôgaldr'' ist das 12. Lied der [[Lieder-Edda]].
Das ''Grôgaldr'' ist das 12. Lied der [[Lieder-Edda]].


== 14. Fiölsvinnsmâl ==
== 15. Rîgsmâl ==
=== Das Lied von Fiölswidr ===
=== Das Lied von Rigr ===
So wird gesagt in alten Sagen, daß Einer der Asen, der Heimdall hieß, auf seiner Fahrt zu einer Meeresküste kam.
Da fand er ein Haus und nannte sich Rigr. Und nach dieser Sage wird dies gesungen:


1 - Vor der Veste   sah er den Fremdling nahn, den Riesensitz ersteigen.
1 - Einst, sagen sie, ging  auf grünen Wegen der kraftvolle, edle,   vielkundige As,
Wächter (Fiölswidr). Welch Ungethüm ists, das vor dem Eingang steht, Die Waberlohe umwandelnd?
der rüstige, rasche  Rigr einher.


2 - Wes verlangt dich hierwas erlauerst du? Was willst du, freundloser, wissen?
2 - Weiter wandelnd  des Weges inmitten traf er ein Haus  mit offener Thür.
Auf feuchten Wegen   hebe dich weg von hier, hier ist deines Bleibens nicht, Bettler!
Er ging hineinam Estrich glüht’ es. Da saß ein Ehpaar,   ein altes, am Feuer,
Ai und Edda   in übelm Gewand.


3 - Fremdling.
3 - Zu rathen wuste  Rigr den alten. Er saß zu beiden   der Bank inmitten,
<br>
die Eheleute  zur Linken und Rechten.
Welch Ungetüm ists,   das vor dem Eingang steht, und weigert dem Wandrer Gastrecht?
Gönnst du nicht Gruß und Wort,  so bist du gar nichts werth: Hebe dich heim von hinnen.


4 - Fiölswidr.
4 - Da nahm Edda   einen Laib aus der Asche, schwer und klebricht,   der Kleien voll.
<br>
Mehr noch trug sie   auf den Tisch alsbald: Schlemm in der Schüßel  ward aufgesetzt,
Fiölswidr heiß ich   und habe klugen Sinn, bin meines Mals nicht milde.
Und das beste Gericht  war ein Kalb in der Brühe.
Zu diesen Mauern   magst du nicht eingehn: Rechtloser, hebe dich hinnen.


5 - Fremdling.
5 - Auf stand darnach  des Schlafes begierig Rigr, der ihnen  wohl rathen konnte,
<br>
Legte zu beiden   ins Bett sich mitten, die Eheleute  zur Linken und Rechten.
Von Augenweide   wendet sich ungern wer Liebes sucht und Süßes.
Die Gürtung scheint zu glühen  um goldne Säle: Hier möcht ich Frieden finden.


6 - Fiölswidr.
6 - Da blieb er drauf   drei Nächte lang, dann ging er und wanderte  des Wegs inmitten.
<br<
Darnach vergingen   der Monden neun.
Welcher Eltern Kind   bist du, Knabe, geboren; Welchem Stamm entstiegen?
<br>Fremdling. Windkaldr heiß ich,   Warkaldr hieß mein Vater, des Vater war Fiölkaldr.


7 - Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
7 - Edda genas,   genetzt ward das Kind, weil schwarz von Haut   geheißen Thräl.
Wer schaltet hier  das Reich besitzend mit Gut und milder Gabe?


8 - Fiölswidr.
8 - Es begann zu wachsen  und wohl zu gedeihn. Rauh an den Händen  war dem Rangen das Fell,
<br>
Die Gelenke knotig  (von Knorpelgeschwulst), die Finger feißtfratzig das Antlitz,
Menglada heißt siedie Mutter zeugte sie mit Swafr, Thorins Sohne.
der Rücken krumm,   vorragend die Hacken.
Die schaltet hier   das Reich besitzend mit Gut und milder Gabe.


9 - Windkaldr.
9 - In Kurzem lernt’ er  die Kräfte brauchen, mit Bast binden   und Bürden schnüren.
<br>
Heim schleppt’ er Reiser   den heilen Tag.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Wie heißt das Gitter?   nie sahn bei den Göttern so üble List die Leute.


10 - Fiölswidr.
10 - Da kam in den Bau  die Gängelbeinige, Schwären am Hohlfußdie Arme sonnverbrannt,
<br>
gedrückt die Nase   Thyr die Dirne.
Thrymgialla (Donnerschall) heißt esdas haben drei Söhne Solblindis gemacht.
Die Feßel faßt   jeden Fahrenden, der es hinweg will heben.


11 - Windkaldr.
11 - Breit auf der Bank  alsbald nahm sie Platz, Ihr zur Seite  des Hauses Sohn.
<br>
Redeten, raunten,  ein Lager bereiteten, da der Abend einbrach,   der Enk und die Dirne.
Sage mir, Fiölswidr, was ich dich fragen will und zu wissen wünsche:
Wie heißt die Gürtung?  nie sahn bei den Göttern so üble List die Leute.


12 - Fiölswidr.
12 - Sie lebten knapp  und zeugten Kinder, geheißen, hört ich,  Hreimr und Fiosnir;
<br>
Klur und Kleggi,  Keffir, Fulnir, Drumbr, Digraldi,  Dröttr und Höswir,
Gastropnir heißt sieich habe sie selber aus des Lehmriesen Gliedern erbaut
Lutr und Leggialdi.  Sie legten Hecken an, misteten Äckermästeten Schweine,
Und so stark gestützt,   daß sie stehen wird so lange Leute leben.
hüteten Geißen   und gruben Torf.


13 - Windkaldr.
13 - Die Töchter hießen  Trumba und Kumba, Öckwinkalfa und Arinnefja, Ysja und Ambatt,   Eikintiasna, Tötrughypia   und Trönubenja,
<br>
Von ihnen entsprang   der Knechte Geschlecht.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Wie heißen die [[Hund]]e?   ich hatte so grimmige lange nicht im Land gesehen.


14 - Fiölswidr.
14 - Weiter ging Rigr  gerades Weges, kam an ein Haus,  halboffen die Thür.
<br>
Er ging hinein,   am Estrich glüht’ es. Da saß ein Ehpaar   geschäftig am Werk.
Gifr heißt einer   und Geri der andre, weil dus zu wissen wünschest. Eilf Wachten   müßen sie wachen
Bis die Götter vergehen.


15 - Windkaldr.
15 - Der Mann schälte  die Weberstange, gestrält war der Bartdie Stirne frei.
<br>
Knapp lag das Kleid an,   die Kiste stand am Boden.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Ob Einer der Menschen   eingehn möge dieweil die schnaufenden schlafen.


16 - Fiölswidr.
16 - Das Weib daneben  bewand den Rocken und führte den Faden  zu feinem Gespinst.
<br>
Auf dem Haupt die Haube,   am Hals ein Schmuck, ein Tuch um den NackenNesteln an der Achsel:
Abwechselnd zu schlafen   war ihnen auferlegt seit sie hier Wächter wurden:
Afi und Amma  im eigenen Haus.
Einer schläft Tags,  der Andre Nachts, und so mag Niemand hinein.


17 - Windkaldr.
17 - Rigr wuste  den Werthen zu rathen. Auf stand er vom Tische  des Schlafs begierig.
<br>
Da legt’ er zu beiden   ins Bette sich mitten, die Eheleute   zur Linken und Rechten.
Sage mir, Fiölswidr,   was ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Giebt es keine Kostsie kirre zu machen und einzugehn, weil sie eßen?


18 - Fiölswidr.
18 - Da blieb er drauf  drei Nächte lang. (Dann ging er und wanderte  des Wegs inmitten.)
<br>
Darnach vergingen   der Monden neun. Amma genas,   genetzt ward das Kind
Zwei Flügel siehst du   an Windofnirs Seiten, weil dus zu wißen wünschest.
Und Karl geheißen;   das hüllte das Weib. Roth wars und frisch  mit funkelnden Augen.
Das ist die Kost,   sie kirre zu machen und einzugehn weil sie eßen.


19 - Windkaldr.
19 - Er begann zu wachsen   und wohl zu gedeihn: Da zähmt’ er Stiere,  zimmerte Pflüge,
<br>
Schlug Häuser auf,  erhöhte Scheuern, führte den Pflug   und fertigte Wagen.
Sage mir, Fiölswidr,   was ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Wie heißt der Baumder die Zweige breitet über alle Lande?


20 - Fiölswidr.
20 - Da fuhr in den Hof  mit Schlüßeln behängt im Ziegenkleid  die Verlobte Karls;
<br>
Snör (Schnur) geheißen   saß sie im Linnen. Sie wohnten beisammen  und wechselten Ringe,
Mimameidr heißt er,   Menschen wißen selten aus welcher Wurzel er wächst.
Breiteten Betten   und bauten ein Haus.
Niemand erfährt auch   wie er zu fällen ist, da Schwert noch Feur ihm schadet.


21 - Windkaldr.
21 - Sie zeugten Kinder  und zogen sie froh: Halr und Drengr,   Höldr, Degn und Smidr,
<br>
Breidrbondi,   Bundinskeggi, Bui und Boddi,   Brattskeggr und Seggr.
Sage mir, Fiölswidr,   was ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Welchen Nutzen bringt   der weltkunde [[Baum]], da Feur noch [[Schwert]] ihm schadet?


22 - Fiölswidr.
22 - Die Töchter nannten sie  mit diesen Namen: Snot, Brudr, Swanni,  Swarri, Spracki,
<br>
Fliod, Sprund und Wif,   Feima, Ristil. Von den Beiden entsprang   der Bauern Geschlecht.
Mit seinen Früchten   soll man feuern, wenn Weiber nicht wollen gebären.
Aus ihnen geht dann   was innen bliebe: So wird er der Leute Lebensbaum.


23 - Windkaldr.
23 - Weiter ging Rigr  gerades Weges; Kam er zum Saal  mit südlichem Thor.
<br>
Angelehnt warsmit leuchtendem Ring.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Wie heißt der Hahn  auf dem hohen Baum, der ganz von Golde glänzt?


24 - Fiölswidr.
24 - Er trat hineinbestreut war der Estrich. Die Eheleute saßen  und sahen sich an,
<br>
Vater und Mutter   an den Fingern spielend.
Windofnir heißt er,  der im Winde leuchtet auf Mimameidis Zweigen.
Beschwerden schafft er,   und schwerlich raubt den Schwarzen Wer sich zur Speise.


25 - Windkaldr.
25 - Der Hausherr saß  die Sehne zu winden, den Bogen zu spannenPfeile zu schäften;
<br>
Dieweil die Hausfrau  die Hände besah, die Falten ebneteam Ärmel zupfte.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Ist keine Waffedie Windofnir möchte zu Hels Behausung senden?


26 - Fiölswidr.
26 - Im Schleier saß sie  ein Geschmeid an der Brust, die Schleppe wallend   am blauen Gewand;
<br>
Die Braue glänzender,  die Brust weißer, lichter der Nacken   als leuchtender Schnee.
Häwatein heißt der ZweigLoptr hat ihn gebrochen vor dem Todtenthor.
In eisernem Schrein   birgt ihn Sinmara unter neun schweren Schlößern.


27 - Windkaldr.
27 - Rigr wuste   dem Paare zu rathen, zu beiden saß er   der Bank inmitten,
<br>
Die Eheleute  zur Linken und Rechten.
Sage mir, Fiölswidr,   was ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Mag lebend kehren,  der nach ihm verlangt und will die Ruthe rauben?


28 - Fiölswidr.
28 - Da brachte die Mutter  geblümtes Gebild von schimmerndem Lein,  den Tisch zu spreiten.
<br>
Linde Semmel  legte sie dann von weißem Weizen   gewandt auf das Linnen.
Lebend mag kehren,   der nach ihm verlangt und will die Ruthe rauben,
Wenn das er schenkt  was Wenige besitzen, der Dise des leuchtenden Lehms.


29 - Windkaldr.
29 - Setzte nun silberne  Schüßeln auf mit Speck und Wildbrät  und gesottnen Vögeln;
<br>
In kostbaren Kelchen   und Kannen war Wein: Sie tranken und sprachen   bis der Abend sank.
Sage mir, Fiölswidr,   was ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Giebts einen Hort,   den man haben mag, der die fahle Vettel freut?


30 - Fiölswidr.
30 - Rigr stand auf,  das Bett war bereit. Da blieb er drauf  drei Nächte lang:
<br>
Dann ging er und wanderte   des Weges inmitten. Darnach vergingen   der Monden neun.
Die blinkende Sichel   birg im Gewand, die in Widofnirs Schweife sitzt,
Gieb sie Sinmara’n,   so wird sie gerne die blutige Ruthe dir borgen.


31 - Windkaldr.
31 - Die Mutter gebar  und barg in Seide ein Kind, das genetzt  und genannt ward Jarl.
<br>
Licht war die Locke   und leuchtend die Wange, die Augen scharf   wie Schlangen blicken.
Sage mir, Fiölswidr,   was ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Wie heißt der Saalder umschlungen ist Weise mit Waberlohe?


32 - Fiölswidr.
32 - Daheim erwuchs  in der Halle der Jarl: Den Schild lernt’ er schütteln,  Sehnen winden,
<br>
Bogen spannen  und Pfeile schäften, Spieße werfen,  Lanzen schießen,
Glut wird er genanntder weifend sich dreht wie auf des Schwertes Spitze.
Hunde hetzenHengste reiten, Schwerter schwingen,   den Sund durchschwimmen.
Von dem seligen Hause   soll man immerdar nur von Hörensagen hören.


33 - Windkaldr.
33 - Aus dem Walde kam der rasche  Rigr gegangen, Rigr gegangen  ihn [[Rune]]n zu lehren,
<br>
Nannte mit dem eignen  Namen den Sohn, hieß ihn zu Erb   und Eigen besitzen
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wißen wünsche:
Erb und Eigen   und Ahnenschlößer.
Wer hat gebildet   was vor der Brüstung ist unter den Asensöhnen?


34 - Fiölswidr.
34 - Da ritt er dannen  auf dunkelm Pfade durch feuchtes Gebirg  bis vor die Halle.
<br>
Da schwang er die Lanzeden Lindenschild, spornte das Ross  und zog das Schwert.
Uni und IriBari und Ori, Warr und Wegdrasil, Dorri und UriDellingr und Atwardr, Lidskialfr, Loki.
Kampf ward erwecktdie Wiese geröthet, Der Feind gefällt,   erfochten das Land.


35 - Windkaldr.
35 - Nun saß er und herschte  in achtzehn Höfen, vertheilte die SchätzeAlle beschenkend
<br>
mit Schmuck und Geschmeide  und schlanken Pferden. Er spendete Ringehieb Spangen entzwei.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wissen wünsche:
Wie heißt der Bergwo ich die Braut, die wunderschöne, schaue?


36 - Fiölswidr.
36 - Da fuhren Edle  auf feuchten Wegen, kamen zur Halle   vom Hersir bewohnt.
<br>
Entgegen ging ihm  die Gürtelschlanke, Adlige, artlicheErna geheißen.
Hyfiaberg heißt erHeilung und Trost nun lange der Lahmen und Siechen.
Gesund ward jedewie verjährt war das Übel, die den steilen erstieg.


37 - Windkaldr.
37 - Sie freiten und führten  dem Fürsten sie heim, des Jarls Verlobte  ging sie im Linnen.
<br<
Sie wohnten beisammen   und waren sich hold, führten fort den Stamm   froh bis ins Alter.
Sage mir, Fiölswidr,   was ich dich fragen will und zu wissen wünsche:
Wie heißen die Mädchendie vor Mengladas Knieen einig beisammen sitzen?


38 - Fiölswidr.
38 - Bur war der älteste,  Barn der andere, Jod und AdalArfi, Mögr,
<br>
Nidr und Nidjungr;  Spielen geneigt Sonr und Sweinsie schwammen und würfelten;
Hlif heißt Einedie Andere Hlifthursa, die dritte Dietwarta,
Kundr hieß Einer,   Konur der jüngste.
Biört und BlidBlidur und Frid, Eir und Örboda.


39 - Windkaldr.
39 - Da wuchsen auf  des Edeln Söhne, zähmten Hengstezierten Schilde,
<br>
Schälten den Eschenschaftschliffen Pfeile.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wissen wünsche:
Schirmen sie Alledie ihnen opfern, wenn sie des bedürfen?


40 - Fiölswidr.
40 - Konur der junge  kannte Runen, Zeitrunen  und Zukunftrunen;
<br>
Zumal vermocht er  Menschen zu bergen, Schwerter zu stumpfen,  die See zu stillen.
Jeglichen Sommer,   so ihnen geschlachtet wird an geweihtem Orte,
welche Krankheit überkommt   die Menschenkinder, Jeden nehmen sie aus Nöthen.


41 - Windkaldr.
41 - Vögel verstand er,  wuste Feuer zu löschen, den Sinn zu beschwichtigenSorgen zu heilen.
<br>
Auch hatt er zumal   acht Männer Stärke.
Sage mir, Fiölswidrwas ich dich fragen will und zu wissen wünsche:
Mag ein Mann wohl   in Mengladas sanften Armen schlafen?


42 - Fiölswidr.
42 - Er stritt mit Rigr,   dem Jarl, in Runen, in allerlei Wißen   erwarb er den Sieg.
<br>
Da ward ihm gewährt,  da war ihm gegönnt, selbst Rigr zu heißen  und runenkundig.
Kein Mann mag   in Mengladas sanften Armen schlafen, Swipdagr allein:   die sonnenglänzende
ist ihm verlobt seit Langem.


43 - Windkaldr.
43 - Jung Konur   ritt durch Rohr und Wald, warf das Geschoß   und stellte nach Vögeln.
<br>
Auf reiß die Thüre,   schaff weiten Raum, hier magst du Swipdagr schauen.
Doch frage zuvor   ob noch erfreut Mengladen meine Minne.


44 - Fiölswidr.
44 - Da sang vom einsamen   Ast die Krähe: „Was willst du, FürstensohnVögel beizen?
<br>
Dir ziemte besser — — Hengste reiten   und Heere fällen!
Höre, Menglada!   ein Mann ist gekommen: Geh und beschaue den Gast.
Die Hunde freuen sich,  das Haus erschloß sich selbst, ich denke, Swipdagr sei’s.
 
45 - Menglada.
<br>
Glänzende Raben  am hohen Galgen hacken dir die Augen aus,
Wenn du das lügstdaß der Verlangte endlich zu meiner Halle heimkehrt.
 
46 - Von wannen kommst du?  wo warst du bisher? Wie hieß man dich daheim?
Nenne genau   Namen und Geschlecht, bin ich als Braut dir verbunden.
 
47 - Swipdagr.
<br>
Swipdagr heiß ich,  Solbiart hieß mein Vater. Her führten mich windkalte Wege.
Urdas Ausspruch  ändert Niemand, ob er unverdient auch träfe.
 
48 - Menglada.
<br>
Willkommen seist du,  mein Wunsch erfüllt sich, den Gruß begleite der Kuss.
Unversehenes Schauen  beseligt doppelt wo rechte Liebe verlangt.
 
49 - Lange saß ich  auf liebem Berge Dich erharrend Tag um Tag;
Nun geschieht was ich hoffte,  da du heimgekehrt bist, süßer Freund, in meinen Saal.
 
50 - Swipdagr.
<br>
Sehnlich Verlangen  hatt ich nach deiner Liebe und du nach meiner Minne.
Nun ist gewiss,  wir beide werden miteinander ewig leben.


45 - „Dan hat und Danpr  nicht schönere Hallen, Erb und Eigen  nicht reicher als Ihr.
Doch können sie wohl  auf Kielen reiten, Schwerter prüfen  und Wunden hauen.
== Referenz ==
== Referenz ==
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt K. Simrock
* Wikisource : [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876) Die Edda ] - übersersetzt K. Simrock
* Anmerkungenn zum [https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_(Simrock_1876)/Erl%C3%A4uterungen/Anmerkungen#14._Fi%C3%B6lswinnsmal Fiölswinnsmal]

Version vom 25. Februar 2024, 18:52 Uhr

Das Grôgaldr ist das 12. Lied der Lieder-Edda.

15. Rîgsmâl

Das Lied von Rigr

So wird gesagt in alten Sagen, daß Einer der Asen, der Heimdall hieß, auf seiner Fahrt zu einer Meeresküste kam. Da fand er ein Haus und nannte sich Rigr. Und nach dieser Sage wird dies gesungen:

1 - Einst, sagen sie, ging auf grünen Wegen der kraftvolle, edle, vielkundige As, der rüstige, rasche Rigr einher.

2 - Weiter wandelnd des Weges inmitten traf er ein Haus mit offener Thür. Er ging hinein, am Estrich glüht’ es. Da saß ein Ehpaar, ein altes, am Feuer, Ai und Edda in übelm Gewand.

3 - Zu rathen wuste Rigr den alten. Er saß zu beiden der Bank inmitten, die Eheleute zur Linken und Rechten.

4 - Da nahm Edda einen Laib aus der Asche, schwer und klebricht, der Kleien voll. Mehr noch trug sie auf den Tisch alsbald: Schlemm in der Schüßel ward aufgesetzt, Und das beste Gericht war ein Kalb in der Brühe.

5 - Auf stand darnach des Schlafes begierig Rigr, der ihnen wohl rathen konnte, Legte zu beiden ins Bett sich mitten, die Eheleute zur Linken und Rechten.

6 - Da blieb er drauf drei Nächte lang, dann ging er und wanderte des Wegs inmitten. Darnach vergingen der Monden neun.

7 - Edda genas, genetzt ward das Kind, weil schwarz von Haut geheißen Thräl.

8 - Es begann zu wachsen und wohl zu gedeihn. Rauh an den Händen war dem Rangen das Fell, Die Gelenke knotig (von Knorpelgeschwulst), die Finger feißt, fratzig das Antlitz, der Rücken krumm, vorragend die Hacken.

9 - In Kurzem lernt’ er die Kräfte brauchen, mit Bast binden und Bürden schnüren. Heim schleppt’ er Reiser den heilen Tag.

10 - Da kam in den Bau die Gängelbeinige, Schwären am Hohlfuß, die Arme sonnverbrannt, gedrückt die Nase Thyr die Dirne.

11 - Breit auf der Bank alsbald nahm sie Platz, Ihr zur Seite des Hauses Sohn. Redeten, raunten, ein Lager bereiteten, da der Abend einbrach, der Enk und die Dirne.

12 - Sie lebten knapp und zeugten Kinder, geheißen, hört ich, Hreimr und Fiosnir; Klur und Kleggi, Keffir, Fulnir, Drumbr, Digraldi, Dröttr und Höswir, Lutr und Leggialdi. Sie legten Hecken an, misteten Äcker, mästeten Schweine, hüteten Geißen und gruben Torf.

13 - Die Töchter hießen Trumba und Kumba, Öckwinkalfa und Arinnefja, Ysja und Ambatt, Eikintiasna, Tötrughypia und Trönubenja, Von ihnen entsprang der Knechte Geschlecht.

14 - Weiter ging Rigr gerades Weges, kam an ein Haus, halboffen die Thür. Er ging hinein, am Estrich glüht’ es. Da saß ein Ehpaar geschäftig am Werk.

15 - Der Mann schälte die Weberstange, gestrält war der Bart, die Stirne frei. Knapp lag das Kleid an, die Kiste stand am Boden.

16 - Das Weib daneben bewand den Rocken und führte den Faden zu feinem Gespinst. Auf dem Haupt die Haube, am Hals ein Schmuck, ein Tuch um den Nacken, Nesteln an der Achsel: Afi und Amma im eigenen Haus.

17 - Rigr wuste den Werthen zu rathen. Auf stand er vom Tische des Schlafs begierig. Da legt’ er zu beiden ins Bette sich mitten, die Eheleute zur Linken und Rechten.

18 - Da blieb er drauf drei Nächte lang. (Dann ging er und wanderte des Wegs inmitten.) Darnach vergingen der Monden neun. Amma genas, genetzt ward das Kind Und Karl geheißen; das hüllte das Weib. Roth wars und frisch mit funkelnden Augen.

19 - Er begann zu wachsen und wohl zu gedeihn: Da zähmt’ er Stiere, zimmerte Pflüge, Schlug Häuser auf, erhöhte Scheuern, führte den Pflug und fertigte Wagen.

20 - Da fuhr in den Hof mit Schlüßeln behängt im Ziegenkleid die Verlobte Karls; Snör (Schnur) geheißen saß sie im Linnen. Sie wohnten beisammen und wechselten Ringe, Breiteten Betten und bauten ein Haus.

21 - Sie zeugten Kinder und zogen sie froh: Halr und Drengr, Höldr, Degn und Smidr, Breidrbondi, Bundinskeggi, Bui und Boddi, Brattskeggr und Seggr.

22 - Die Töchter nannten sie mit diesen Namen: Snot, Brudr, Swanni, Swarri, Spracki, Fliod, Sprund und Wif, Feima, Ristil. Von den Beiden entsprang der Bauern Geschlecht.

23 - Weiter ging Rigr gerades Weges; Kam er zum Saal mit südlichem Thor. Angelehnt wars, mit leuchtendem Ring.

24 - Er trat hinein, bestreut war der Estrich. Die Eheleute saßen und sahen sich an, Vater und Mutter an den Fingern spielend.

25 - Der Hausherr saß die Sehne zu winden, den Bogen zu spannen, Pfeile zu schäften; Dieweil die Hausfrau die Hände besah, die Falten ebnete, am Ärmel zupfte.

26 - Im Schleier saß sie ein Geschmeid an der Brust, die Schleppe wallend am blauen Gewand; Die Braue glänzender, die Brust weißer, lichter der Nacken als leuchtender Schnee.

27 - Rigr wuste dem Paare zu rathen, zu beiden saß er der Bank inmitten, Die Eheleute zur Linken und Rechten.

28 - Da brachte die Mutter geblümtes Gebild von schimmerndem Lein, den Tisch zu spreiten. Linde Semmel legte sie dann von weißem Weizen gewandt auf das Linnen.

29 - Setzte nun silberne Schüßeln auf mit Speck und Wildbrät und gesottnen Vögeln; In kostbaren Kelchen und Kannen war Wein: Sie tranken und sprachen bis der Abend sank.

30 - Rigr stand auf, das Bett war bereit. Da blieb er drauf drei Nächte lang: Dann ging er und wanderte des Weges inmitten. Darnach vergingen der Monden neun.

31 - Die Mutter gebar und barg in Seide ein Kind, das genetzt und genannt ward Jarl. Licht war die Locke und leuchtend die Wange, die Augen scharf wie Schlangen blicken.

32 - Daheim erwuchs in der Halle der Jarl: Den Schild lernt’ er schütteln, Sehnen winden, Bogen spannen und Pfeile schäften, Spieße werfen, Lanzen schießen, Hunde hetzen, Hengste reiten, Schwerter schwingen, den Sund durchschwimmen.

33 - Aus dem Walde kam der rasche Rigr gegangen, Rigr gegangen ihn Runen zu lehren, Nannte mit dem eignen Namen den Sohn, hieß ihn zu Erb und Eigen besitzen Erb und Eigen und Ahnenschlößer.

34 - Da ritt er dannen auf dunkelm Pfade durch feuchtes Gebirg bis vor die Halle. Da schwang er die Lanze, den Lindenschild, spornte das Ross und zog das Schwert. Kampf ward erweckt, die Wiese geröthet, Der Feind gefällt, erfochten das Land.

35 - Nun saß er und herschte in achtzehn Höfen, vertheilte die Schätze, Alle beschenkend mit Schmuck und Geschmeide und schlanken Pferden. Er spendete Ringe, hieb Spangen entzwei.

36 - Da fuhren Edle auf feuchten Wegen, kamen zur Halle vom Hersir bewohnt. Entgegen ging ihm die Gürtelschlanke, Adlige, artliche, Erna geheißen.

37 - Sie freiten und führten dem Fürsten sie heim, des Jarls Verlobte ging sie im Linnen. Sie wohnten beisammen und waren sich hold, führten fort den Stamm froh bis ins Alter.

38 - Bur war der älteste, Barn der andere, Jod und Adal, Arfi, Mögr, Nidr und Nidjungr; Spielen geneigt Sonr und Swein, sie schwammen und würfelten; Kundr hieß Einer, Konur der jüngste.

39 - Da wuchsen auf des Edeln Söhne, zähmten Hengste, zierten Schilde, Schälten den Eschenschaft, schliffen Pfeile.

40 - Konur der junge kannte Runen, Zeitrunen und Zukunftrunen; Zumal vermocht er Menschen zu bergen, Schwerter zu stumpfen, die See zu stillen.

41 - Vögel verstand er, wuste Feuer zu löschen, den Sinn zu beschwichtigen, Sorgen zu heilen. Auch hatt er zumal acht Männer Stärke.

42 - Er stritt mit Rigr, dem Jarl, in Runen, in allerlei Wißen erwarb er den Sieg. Da ward ihm gewährt, da war ihm gegönnt, selbst Rigr zu heißen und runenkundig.

43 - Jung Konur ritt durch Rohr und Wald, warf das Geschoß und stellte nach Vögeln.

44 - Da sang vom einsamen Ast die Krähe: „Was willst du, Fürstensohn, Vögel beizen? Dir ziemte besser — — Hengste reiten und Heere fällen!

45 - „Dan hat und Danpr nicht schönere Hallen, Erb und Eigen nicht reicher als Ihr. Doch können sie wohl auf Kielen reiten, Schwerter prüfen und Wunden hauen.

Referenz

  • Wikisource : Die Edda - übersersetzt K. Simrock