Ethik


Ethische Grundbegriffe

Die Ethik (Latein ethicus, griech. ethikos : Charakter, Sitten) ist die Wissenschaft moralischer Prinzipien und anerkannter Verhaltensregeln. Sie untersucht die Tatbestände einer Handlung, die Handlungsfolgen(Güterabwägungsstheorie) und das Höchste Gut(Summum bonum) bzw. Ziel und Zweck von Handlungen. Im Yoga kursiert obiges als Sadachara (Sansk. sadācāra m.), dh. richtiges Verhalten, gute Sitte, und Anstand.

Als philosophische Disziplin 'Moralphilosophie' sucht sie nach Antworten auf die Frage, wie in bestimmten Situationen gehandelt werden soll. Von ihr abgeleitet sind Rechts-, Staats- und Sozialphilosophie von Gesellschaften, die in Gespaltenheit wurzeln.

Die Ethik befasst sich mit Moral, sucht nach allgemeingültigen Antworten auf die Frage nach dem richtigen Handeln und stellt sich die Frage nach der Möglichkeit allgemeingültiger ethischer Normen und deren Begründung. Das andere Problem ist dabei die Reflektion des anzustrebenden Ergebnisses im universellen Sinn.

Moderne Ethik

In unserer sog. modernen Zeit wird die Ethik großenteils nur noch mit Kopfschütteln, Lächeln oder Spott betrachtet, zumal da Dinge wie Gewinnoptimierung, Kostensenkung, Erfolgszwang, Karriere, Teamwork, und Vergnügen(in Verbindung mit Gier und Furcht) an der Tagesordnung sind und den ethischen Rahmen bestimmen. Das Wort 'böse' gilt im gegenwärtigen Bewusstsein als metaphysikverdächtig und aufgrund der Dominanz des naturwissenschaftlichen Denkens als überholt.

Moderne Ethik sollte Hand in Hand gehen mit Gewinn zur Erhaltung unserer Traditionen für die Nachwelt[1](Ethify Yourself).

Die Ethik dient - allerdings nicht erst seit heute - vielfach der Etikette und vielen religiösen Gruppierungen als Mäntelchen, wo der Satz Jesu von den Parisäern gilt, die einmal in der Woche fasten und die Gebote zum Schein halten, von aussen schön getünchten Gräbern gleichen und Kinder des S... sind.

Kant hat mit seinem kategorischen Imperativ eine rein formale Begründung der Ethik versucht. Die Allgemeingültigkeit von Regeln und von Einsichten bleibt aber immer ein Problem.

Zur Betrachtung bietet sich auch ein dreischichtiges Modell an

  • Praktische Überlegungen (wie der kategorische Imperativ von Kant)
  • Aus einem höchsten Prinzip hergeleitete Grundsätze (wie die zehn Gebote, die aber eigenlich den sittlichen Zustand beim Betreten des Einweihungspfades beschreiben)
  • Entscheidungssätze, die Maximen wie Qualität, Relevanz, Prävention und Verallgemeinerung auf Lebenssituationen anzuwenden versuchen

Ein Hilfsmittel sind positive Werte und moralische Tugenden wie Regeln der Stoa und die buddhistischen Paramitas. Dem stehen moderne Grundsätze wie 'aus allem den größten Nutzen ziehen' entgegen. Das Problem der Ethik ist, daß sie die menschliche Natur nicht transformieren sondern nur beindrucken kann.

Gnadenwahl - aus dem universellen A können Gutes und Böses entstehen

Menschenrechte

Ein moderner Ansatz zur Lösung der weltweiten ethischen Probleme sind die Menschenrechte. Schon die Präambel zeigt leider, dass man die Problematik nur oberflächlich anschneidet[2] :

Da die Anerkennung der angeborenen Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden in der Welt bildet,

da die Nichtanerkennung und Verachtung der Menschenrechte zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen, und da verkündet worden ist, daß einer Welt, in der die Menschen Rede- und Glaubensfreiheit und Freiheit von Furcht und Not genießen, das höchste Streben des Menschen gilt,

da es notwendig ist, die Menschenrechte durch die Herrschaft des Rechtes zu schützen, damit der Mensch nicht gezwungen wird, als letztes Mittel zum Aufstand gegen Tyrannei und Unterdrückung zu greifen,

da es notwendig ist, die Entwicklung freundschaftlicher Beziehungen zwischen den Nationen zu fördern,

da die Völker der Vereinten Nationen in der Charta ihren Glauben an die grundlegenden Men-schenrechte, an die Würde und den Wert der menschlichen Person und an die Gleichberechtigung von Mann und Frau erneut bekräftigt und beschlossen haben, den sozialen Forschritt und bessere Lebensbedingungen in größerer Freiheit zu fördern,

da die Mitgliedstaaten sich verpflichtet haben, in Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen auf die allgemeine Achtung und Einhaltung der Menschenrechte und Grundfreiheiten hinzuwirken,

da ein gemeinsames Verständnis dieser Rechte und Freiheiten von größter Wichtigkeit für die volle Erfüllung dieser Verpflichtung ist....

  • Durch diese Freiheiten sind die gesellschaftlichen und die weltweiten Probleme nicht zu lösen. Diese liegen in der menschlichen Natur, im inneren Barbaren, zu dessen Läuterung die Menschheit einen evolutionären Schritt machen müsste. Der Missbrauch der Sexualität hat zu einer Bevölkerungsexplosion geführt, die die Abgründe offenlegt. Der Missbrauch der Resourcen wie Raubbbau, Überweidung und Ummweltverschmutzung bedroht das ökologische Gleichgewicht und die Gesundheit. Ethik ist im Alltag zumeist etwas, was durch Not und Begierde untergeht. Offen zu sagen, sie auch daher von vielen Flüchtlingen ausgenutzt wird, birgt einige Gefahren in sich. Religion gilt in der Psychologie als Krankheitsbild. Hinzu kommt noch das Unverständnis des göttlichen Dharmas.

Spirituelle Sichtweise

Vom Standpunkt des Yoga hat richtiges Handeln die Grundlage von Yama und Niyama.

Sri Aurobindo hatte auf richtiges Handeln die Antwort, daß richtig sei was am Platze ist, denn die Antwort auf eine Situation wird auch vom Endziel der Situation bestimmt. Die wahre Ethik sei Dharma, die richtige Erfüllung und die Arbeitsweise der höheren göttlichen Natur.

Diese ist aber nicht notwendigerweise im Sinne der Menschheit. Aus weltlicher Sicht werden oft ganz andere Ziele angestrebt als aus göttlicher Sicht. Die Spiritualität unterwirft sich auch nicht der Unwissenheit bzw. den Kräften und Forderungen, die sich aus der Maya herleiten. Allerdings muss auch sie eine Abwägung treffen, was sie durchsetzen kann, ohne Gegenwirkungen und Chaos befürchten zu müssen.

Mira Alfassa, die Nachfolgerin von Sri Aurobindo, sagte : Unser Wesen dürstet nach Vollkommenheit; nicht diese menschliche Vollkommenheit, die eine solche des ICHS ist und der göttlichen den Weg versperrt, sondern jene Vollkommenheit, die die Macht hat, auf Erden ewige Wahrheit zu offenbaren".

Ein ungelöstes Problem ist auch das Ziel, das bei den Teilnehmern einer Situation ganz verschieden sein kann und dementsprechend zu Konflikten führt. Selbst die Ideale unterscheiden sich, auch bei spirituell aktiven Personen, letztlich auch bedingt durch die 3 Aspekte der Trimurti.

Weltliches Glück kann spirituelles Unglück oder nicht Erstrebenswertes bedeuten, nicht nur, daß das Glück des einen das Unglück des anderen hervorrufen kann.
Der Taoist versucht diesen Dharma über Wu-wei und Ziran umzusetzen. Er verkennt aber auch nicht, das "Himmel und Erde betrachten die Menschen als Strohhunde" des 'Tao Te King'. Er weiss um das induviduelle Dao wie der Hinduist den individuellen Dharma kennt.

Andere nach persönlicher Vervollkomnung Strebende versuchen sich in den 10 Geboten mit dem höchsten Gebot der heutzutage mißverstandenen Gottesliebe bzw. der Nächstenliebe, die sich an zweifelhaften Objekten übt.

Offen bleibt dabei immer, was der allerhöchste Dharma wirklich will, d.h. die Details des aus noch höheren Welten oberhalb des Satyaloka stammenden göttlichen überkosmischen Weltenplans, der oft recht disharmonische Geschehnisse beinhalten kann.

Siehe auch

Literatur

  1. Karl-Heinz Brodbeck: Ethik und Moral. eine kritische Einführung. (PDF; 1,5 MB) Verlag BWT, Würzburg 2003, ISBN 3-9808693-1-8
  2. A. Schopenhauer: Die beiden Grundprobleme der Ethik. 1839/40.
  3. Aufsätze über Ethik
  4. Ethik und Entrepreneurship: Eine theoretische sowie empirische Analyse , Tokarski, Gabler Verlag, 2009, ISBN 978-3-8349-1313-5
  5. Zur Situation des Ethikunterrichts in Deutschland
  6. Ethify Yourself - Ethisch leben und wirtschaften Online - Wikibook
  7. Encyclopedia of Religion and Ethics - mehrere Bände (commons)
  8. Encyclopedia of Ethics, 2nd Edition, Lawrence C. Becker - Charlotte B. Becker,ISBN-13: 978-0415936729 ISBN-10: 0415936721
  9. International Encyclopedia of Ethics
  10. Applied Ethics - Perspectives from Asia and Beyond, Kohji Ishihara and Shunzo Majima, ISBN: 978-4-9904046-0-4
  11. Varieties of Ethical Reflection: New Directions for Ethics in a Global Context, Michael Barnhart, Lexington Books, Studies in Comparative Philosophy, 2002, ISBN-10: 0739104438 ISBN-13: 978-0739104439
  12. Mysticism and Morality: A New Look at Old Questions, Richard H. Jones, Studies in Comparative Philosophy; 2004, ISBN-10: 0739107844 ISBN-13: 978-0739107843
  13. Book Review: "The Quest for Postmodern Ethics: A Phenomenological Comparison of the Philosophies of Martin Heidigger and Sri Aurobindo Ghose
  14. Brück, Michael von (1983): Die vedantische Erfahrung des Einen als Basis für Prinzipien der Ethik
  15. Grundriss der Ethik, Allihn, Friedrich Heinrich Theodor, 1812-1885
  16. Ethics for the New Millennium, Dalai Lama, Riverhead Press, 1999, ISBN-10: 1573220256 / ISBN-13: 978-1573220255
  17. Sri Aurobindo on Ethics: compiled by Anurag Banerjee, Overman Foundation, Kolkata 2011
  18. Sri Aurobindo : Bande mataram
  19. Sri Aurobindo : ethics desire and karma
  20. Sri Aurobindo : ethics - karma and cosmic law
  21. Indian Ethics: Classical Traditions and Contemporary Challenges, Purushottama Bilimoria, Joseph Prabhu, Renuka Sharma, Ashgate Publishing Limited, 2007, ISBN-10: 0754633012 ISBN-13: 978-0754633013
  22. Das Buch der Menschlichkeit (Studienanleitung): Eine neue Ethik für unsere Zeit von Dalai Lama von Bastei Lübbe (Bastei Verlag) (29. November 2012) - PDF
  23. Jenseits von Religion - Ethik und menschliche Werte (Öffentlicher Vortrag vom 25. Mai 2012 in Wien), Dalai Lama, Nymphenburger Verlag, ISBN-13: 9783485070034, 2013
  24. Rupert Lay: Ethik für Manager. ECON - Verlag, 1989
  25. Gautama Samhita - die indische Ethik

Referenzen

Weblinks


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