Buddhistische Konzile: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach den ersten vier Konzilien, die im Abstand von je etwa drei bis fünf Generationen abgehalten wurden, trat eine längere Unterbrechung ein. Erst in der Neuzeit wurde durch ein weiteres fünftes Konzil an die konziliare Tradition der buddhistischen Frühzeit angeknüpft.
Nach den ersten vier Konzilien, die im Abstand von je etwa drei bis fünf Generationen abgehalten wurden, trat eine längere Unterbrechung ein. Erst in der Neuzeit wurde durch ein weiteres fünftes Konzil an die konziliare Tradition der buddhistischen Frühzeit angeknüpft.
== Erstes Konzil ==
== Erstes Konzil ==
Das erste Konzil fand drei Monate nach dem Tode [[Gautama]]s auf Anregung von König Ajatrashatru unter dem Vorsitz des Ältesten Mahakassapa in den Sattapaṇṇi-Höhlen  am Nordhang des Vaibhāra-Berges bei Rājagriha  statt : Das Cullavagga XI des Vinaya-Piṭaka im [[Pali Kanon|Pāli-Kanon]] berichtet, auf diesem Konzil sei der 'Korb der Lehrreden' (pāli: "Sutta-Piṭaka"), also die Lehre, der "Dharma", und der 'Korb der Ordensregeln' (pāli: "vinaya-Piṭaka") mit der Ordensdisziplin der Mönche und der Nonnen, zusammengestellt worden. <br>
Das erste Konzil soll drei Monate nach dem Tode [[Gautama]]s auf Anregung von König Ajatrashatru unter dem Vorsitz des Ältesten Mahakassapa in den Sattapaṇṇi-Höhlen  am Nordhang des Vaibhāra-Berges bei Rājagriha  stattgefunden haben : Das Cullavagga XI des Vinaya-Piṭaka im [[Pali Kanon|Pāli-Kanon]] berichtet, auf diesem Konzil sei der 'Korb der Lehrreden' (pāli: "Sutta-Piṭaka"), also die Lehre, der "Dharma", und der 'Korb der Ordensregeln' (pāli: "vinaya-Piṭaka") mit der Ordensdisziplin der Mönche und der Nonnen, zusammengestellt worden. <br>
Der langjährige enge Vertraute des Buddha, Ānanda, der für sein hervorragendes Gedächtnis bekannt war, soll die Lehrreden (Sutta) wiedergegeben haben und Upāli, der für seine exzellenten Kenntnisse der Vorschriften bekannt war, den Vinaya (die Ordensregeln).  
Der langjährige enge Vertraute des Buddha, Ānanda, der für sein hervorragendes Gedächtnis bekannt war, soll die Lehrreden (Sutta) wiedergegeben haben und Upāli, der für seine exzellenten Kenntnisse der Vorschriften bekannt war, den Vinaya (die Ordensregeln).  


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Den [[Tipitaka#III._Abhidhamma_Pitaka.2C_der_Korb_der_H.C3.B6heren_Lehrreden|Abhidharma]] (die 'höhere Lehre') gab es zu jener Zeit noch nicht.
Den [[Tipitaka#III._Abhidhamma_Pitaka.2C_der_Korb_der_H.C3.B6heren_Lehrreden|Abhidharma]] (die 'höhere Lehre') gab es zu jener Zeit noch nicht.
Einige Gelehrte haben Zweifel an der Historizität des Ereignisses geäußert, da keine Beweise von außerhalb der buddhistischen Sutras vorliegen. Zudem ist der Umfang für eine kleine Mönchsgruppe ungewöhnlich groß, und die  ersten frühen Texte enhalten unterschiedliche Berichte zu wichtigen Themen wie [[Meditation]].


== Zweites Konzil ==
== Zweites Konzil ==
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== Drittes Konzil ==
== Drittes Konzil ==
Ein drittes Konzil fand auf Veranlassung des Kaisers Aśoka im dritten Jahrhundert v.Chr. in Pātaliputra (heute: Patna) unter Leitung des Mönches Moggaliputta Tissa statt. Teilnehmer waren nur die 'Alten' (= Theravadins). Es wurden noch letzte Ergänzungen am [[Pali_Kanon|Pali-Kanon]] und besonders am Abidhamma vorgenommen.
Ein drittes Konzil soll auf Veranlassung des [[Graeco-Buddhismus|Kaisers Aśoka]] im dritten Jahrhundert v.Chr. in Pātaliputra (heute: Patna) unter Leitung des Mönches Moggaliputta Tissa stattgefunden haben. Es wird allerdings in den Ashoka-Edikten nicht erwähnt. Teilnehmer waren nur die 'Alten' (= Theravadins). Es wurden noch letzte Ergänzungen am [[Pali_Kanon|Pali-Kanon]] und besonders am [[Abhidharma|Abidhamma]] vorgenommen.
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Der Hauptzweck war jedoch eine 'Säuberung' der Sangha. Im Vasumitra-Manuskript findet sich eine Beschreibung fünf häretischer Punkte, die geklärt werden sollten. Es entstehen die [[Sarvastivada|Sarvastivadin]] und [[Vibhajyvāda|Vibhajjavadin]]-Schulen.
Der Hauptzweck war jedoch eine 'Säuberung' der Sangha. Im Vasumitra-Manuskript findet sich eine Beschreibung fünf häretischer Punkte, die geklärt werden sollten. Es entstehen die [[Sarvastivada|Sarvastivadin]] und [[Vibhajyvāda|Vibhajjavadin]]-Schulen.


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Es folgten zwei vierte Konzile im 1 Jahrh. n.Chr. in Sri Lanka in Tambapanni, dem heutigen Aluvihara bei Matale, und in Kashmir. Das Ziel war die Niederlegung des Kanon.  
Es folgten zwei vierte Konzile im 1 Jahrh. n.Chr. in Sri Lanka in Tambapanni, dem heutigen Aluvihara bei Matale, und in Kashmir. Das Ziel war die Niederlegung des Kanon.  
Das Konzil der [[Sarvastivada]] in Kashmir, das im ersten oder zweiten Jahrhundert auf Anregung des Kuṣāṇ-Herrschers Kaniṣka abgehalten wurde, fand entweder in Jālandhara (Punjab) oder Kuṇḍvana (Kaschmir) statt.  
Das Konzil der [[Sarvastivada]] in Kashmir, das im ersten oder zweiten Jahrhundert auf Anregung des Kuṣāṇ-Herrschers Kaniṣka abgehalten wurde, fand entweder in Jālandhara (Punjab) oder Kuṇḍvana (Kaschmir) statt.  
Es gilt außerhalb des [[Theravada]] als viertes. <br>
Es gilt außerhalb des [[Theravada]] als viertes Konzil. <br>
Unter Leitung von Vasumitra sollen 500 Mönche teilgenommen haben.  
Unter Leitung von Vasumitra sollen 500 Mönche teilgenommen haben.  
Das  Hauptergebnis war der Kommentar Mahā-Vibhāshā ('große Exegese')<ref> [https://www.nichirenlibrary.org/en/dic/Content/G/78 Abhidharma-mahāvibhāshā-shāstra]</ref>.  Das umfangreiche Werk ist ein Kommentar zu Kātyāyanīputras(1365-1290 BCE) 'Abhandlung über die Quelle der Weisheit', der Hauptlehrtext der Sarvāstivāda - Schule.
Das  Hauptergebnis war der Kommentar Mahā-Vibhāshā ('große Exegese')<ref> [https://www.nichirenlibrary.org/en/dic/Content/G/78 Abhidharma-mahāvibhāshā-shāstra]</ref>.  Das umfangreiche Werk ist ein Kommentar zu Kātyāyanīputras(1365-1290 BCE) 'Abhandlung über die Quelle der Weisheit', ein Hauptlehrtext der Sarvāstivāda - Schule.
<br>Zu dieser Zeit bestanden bereits 18 [[Buddhistische_Schulen|buddhistische Schulen]].
<br>Zu dieser Zeit bestanden bereits 18 [[Buddhistische_Schulen|buddhistische Schulen]].
[[Datei:Wat_mahathat_bkk_05.jpg|thumb|150px|right|Das Konzil von 1788 trat im Wat Mahathat in Bangkok zusammen]]


== Spätere Konzile ==
== Spätere Konzile ==
[[Datei:Chattha_Sangāyana.jpg|thumb|200px|right|Konzilhalle von Chattha Sangāyana]]
[[Datei:Wat_mahathat_bkk_05.jpg|thumb|180px|right|Das Konzil von 1788 trat im Wat Mahathat in Bangkok zusammen]]
[[Datei:Chattha_Sangāyana.jpg|thumb|220px|right|Konzilhalle von Chattha Sangāyana]]
* [[Theravada]]-Konzil von 1788 (Bangkok) : Pali-Texte als  erste vollständige Druckausgabe in siamesischer Schrift in 39 Bänden in Bangkok, die wiederum als Vorlage für Neumanns deutsche Übersetzung diente.
* [[Theravada]]-Konzil von 1788 (Bangkok) : Pali-Texte als  erste vollständige Druckausgabe in siamesischer Schrift in 39 Bänden in Bangkok, die wiederum als Vorlage für Neumanns deutsche Übersetzung diente.


* Theravada-Konzil von 1871  in Mandalay in Burma unter der Herrschaft von König Mindon : Bereinigung des Textes des [[Tipitaka]]
* Theravada-Konzil von 1871  in Mandalay in Burma unter der Herrschaft von König Mindon : Bereinigung des Textes des [[Tipitaka]]


* Theravada-Konzil von 1954  in Rangun in Birma. Es setzte letztmals eine verbindliche Theravada-Fassung des [[Pali_Kanon|Pali-Kanon]] fest, den Chaṭṭhasaṇgīti Piṭakaṃ <ref> https://en.wikipedia.org/wiki/Sixth_Buddhist_council </ref><ref> https://pariyatti.org/Free-Resources/Treasures#section2 </ref>
* Theravada-Konzil von 1954  in Rangun in Birma. Es setzte letztmals eine verbindliche Theravada-Fassung des [[Pali_Kanon|Pali-Kanon]] fest, den Chaṭṭhasaṇgīti Piṭakaṃ <ref> https://en.wikipedia.org/wiki/Sixth_Buddhist_council </ref><ref> https://pariyatti.org/Free-Resources/Treasures#section2 </ref>. Parallel dazu fand ein Treffen der 1950 in Sri Lanka gegründeten WFB(World Buddhist Federation)<ref> https://www.wfbhq.org/ </ref> statt.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Frauwallner, E.; The Earliest Vinaya and the Beginnings of Buddhist Literature; 1956
* Frauwallner, E.; The Earliest Vinaya and the Beginnings of Buddhist Literature; 1956
* Mukherjee, Biswadeb; The Riddle of the First Buddhist Council – A Retrospection; in: Chung-Hwa Buddhist Journal, No.7, pp.452–473, 1994
* Mukherjee, Biswadeb; The Riddle of the First Buddhist Council – A Retrospection; in: Chung-Hwa Buddhist Journal, No.7, pp.452–473, 1994
* [https://epub.ub.uni-muenchen.de/21224/1/Hartmann_21224.pdf Vasumitras Darśanapañcāśatstava] -  Ein Buddha-Hymnus aus Ostturkistan, Jens-Uwe Hartmann (München)
* Schlingloff, Dieter : [https://doi.org/10.11588/diglit.37660#0084  Buddhistische Stotras aus ostturkistanischen Sanskrittexten] — Berlin, 1955


== Referenzen ==
== Referenzen ==

Aktuelle Version vom 22. Mai 2023, 17:10 Uhr

Buddhistische Konzile dienten zur Beratung und Abklärung der authentischen Lehren des Buddha (563–483 oder 448–368 v. Chr.) bzw. ihrer wortgetreuen Weitergabe und der Fassung in kanonischer Form, da zu Buddhas Zeit die Schriftsprache wenig Bedeutung hatte und Texte mündlich überliefert wurden.

Sattaparni Höhle in Bihar wo das erste Konzil stattfand

Der so entstandene buddhistische Kanon bildet die Grundlage der Lehre. Bereits mit dem zweiten Konzil entstand die Teilung in Hinayana- und Mahayana-Schulen. In der Regel waren die Konservativen auf den Konzilien stärker vertreten, ab dem dritten Konzil dienten sie hauptsächlich der Festlegung des Pali-Kanon.

Nach den ersten vier Konzilien, die im Abstand von je etwa drei bis fünf Generationen abgehalten wurden, trat eine längere Unterbrechung ein. Erst in der Neuzeit wurde durch ein weiteres fünftes Konzil an die konziliare Tradition der buddhistischen Frühzeit angeknüpft.

Erstes Konzil

Das erste Konzil soll drei Monate nach dem Tode Gautamas auf Anregung von König Ajatrashatru unter dem Vorsitz des Ältesten Mahakassapa in den Sattapaṇṇi-Höhlen am Nordhang des Vaibhāra-Berges bei Rājagriha stattgefunden haben : Das Cullavagga XI des Vinaya-Piṭaka im Pāli-Kanon berichtet, auf diesem Konzil sei der 'Korb der Lehrreden' (pāli: "Sutta-Piṭaka"), also die Lehre, der "Dharma", und der 'Korb der Ordensregeln' (pāli: "vinaya-Piṭaka") mit der Ordensdisziplin der Mönche und der Nonnen, zusammengestellt worden.
Der langjährige enge Vertraute des Buddha, Ānanda, der für sein hervorragendes Gedächtnis bekannt war, soll die Lehrreden (Sutta) wiedergegeben haben und Upāli, der für seine exzellenten Kenntnisse der Vorschriften bekannt war, den Vinaya (die Ordensregeln).

In Buddhaghosas Kommentar "Vinaya Nidāna" finden sich weitere Details. Ein anderer Text, der darüber berichtet, heißt "Kāśyapasaṃgīti-sūtra" und ist im chinesischen Kanon erhalten (Taishō Nr. 2027).
Den Abhidharma (die 'höhere Lehre') gab es zu jener Zeit noch nicht.

Einige Gelehrte haben Zweifel an der Historizität des Ereignisses geäußert, da keine Beweise von außerhalb der buddhistischen Sutras vorliegen. Zudem ist der Umfang für eine kleine Mönchsgruppe ungewöhnlich groß, und die ersten frühen Texte enhalten unterschiedliche Berichte zu wichtigen Themen wie Meditation.

Zweites Konzil

Das zweite Konzil (ca. 383 v.Chr. in Vaishali) diente dem Hauptzweck, die „Häretiker“ der Mahāsanghika zur Räson zu bringen, was nicht erreicht wurde, da diese sich weigerten, die Beschränkungen der „Alten“ (Stahvira) anzunehmen. Die erste Spaltung der Sangha geschah, und die Mahasanghika-Schule trennte sich von den Traditionalisten. Es geht um die Frage der Mahasanghikas, ob die Sutras und das Vinaya als endgültig feststehen.
Diese Spaltung kennzeichnet die ersten Anfänge des Mahayana-Buddhismus.

Drittes Konzil

Ein drittes Konzil soll auf Veranlassung des Kaisers Aśoka im dritten Jahrhundert v.Chr. in Pātaliputra (heute: Patna) unter Leitung des Mönches Moggaliputta Tissa stattgefunden haben. Es wird allerdings in den Ashoka-Edikten nicht erwähnt. Teilnehmer waren nur die 'Alten' (= Theravadins). Es wurden noch letzte Ergänzungen am Pali-Kanon und besonders am Abidhamma vorgenommen.

Der Hauptzweck war jedoch eine 'Säuberung' der Sangha. Im Vasumitra-Manuskript findet sich eine Beschreibung fünf häretischer Punkte, die geklärt werden sollten. Es entstehen die Sarvastivadin und Vibhajjavadin-Schulen.

Viertes Konzil

Es folgten zwei vierte Konzile im 1 Jahrh. n.Chr. in Sri Lanka in Tambapanni, dem heutigen Aluvihara bei Matale, und in Kashmir. Das Ziel war die Niederlegung des Kanon. Das Konzil der Sarvastivada in Kashmir, das im ersten oder zweiten Jahrhundert auf Anregung des Kuṣāṇ-Herrschers Kaniṣka abgehalten wurde, fand entweder in Jālandhara (Punjab) oder Kuṇḍvana (Kaschmir) statt. Es gilt außerhalb des Theravada als viertes Konzil.
Unter Leitung von Vasumitra sollen 500 Mönche teilgenommen haben. Das Hauptergebnis war der Kommentar Mahā-Vibhāshā ('große Exegese')[1]. Das umfangreiche Werk ist ein Kommentar zu Kātyāyanīputras(1365-1290 BCE) 'Abhandlung über die Quelle der Weisheit', ein Hauptlehrtext der Sarvāstivāda - Schule.
Zu dieser Zeit bestanden bereits 18 buddhistische Schulen.

Spätere Konzile

Das Konzil von 1788 trat im Wat Mahathat in Bangkok zusammen
Konzilhalle von Chattha Sangāyana
  • Theravada-Konzil von 1788 (Bangkok) : Pali-Texte als erste vollständige Druckausgabe in siamesischer Schrift in 39 Bänden in Bangkok, die wiederum als Vorlage für Neumanns deutsche Übersetzung diente.
  • Theravada-Konzil von 1871 in Mandalay in Burma unter der Herrschaft von König Mindon : Bereinigung des Textes des Tipitaka
  • Theravada-Konzil von 1954 in Rangun in Birma. Es setzte letztmals eine verbindliche Theravada-Fassung des Pali-Kanon fest, den Chaṭṭhasaṇgīti Piṭakaṃ [2][3]. Parallel dazu fand ein Treffen der 1950 in Sri Lanka gegründeten WFB(World Buddhist Federation)[4] statt.

Literatur

Referenzen

Siehe auch

Weblinks